Große Finanzierungsrunde Wird dieses Berliner Start-up zum führenden Speichersystem für KI-Daten?

Hüter der KI-Daten: Die Qdrant-Chefs Andre Zayarni, Fabrizio Schmidt und Andrey Vasnetsov Quelle: Gene Glover für WirtschaftsWoche

Das junge Unternehmen Qdrant profitiert vom Boom bei ChatGPT und Co – und will mit 28 Millionen Dollar Finanzierung jetzt mächtig durchstarten.

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Gut ein Jahr ist es erst her, dass der Sprachbot ChatGPT online ging – doch seitdem ist auf dem Feld der künstlichen Intelligenz so viel passiert wie zuvor nicht in einem ganzen Jahrzehnt: Im Eiltempo erobert Generative KI, die Texte schreibt, Bilder erträumt, Videos aus dem Nichts erzeugt, jetzt App-Stores und Bürosoftware wie Microsoft Office oder Google Workspace.

Das Berliner Start-up Qdrant dürfte Laien kaum bekannt sein, es entwickelt keine populären Sprachbots wie etwa das Unternehmen OpenAI. Dafür aber haben sich die Berliner quasi im Maschinenraum der KI-Produktion einen Namen gemacht: Die Gründer haben ein Speichersystem für all die neuen KI-Daten entwickelt, das sich nun massiver Popularität erfreut.

Im vergangenen Jahr ist die Nutzerbasis von Qdrant massiv gewachsen, zehntausende Entwickler verwenden die Cloud-Lösung der Berliner. Und das soll nur der Anfang sein: In einer Series-A-Finanzierungsrunde hat sich Qdrant nun 28 Millionen Dollar Wagniskapital gesichert, wie die WirtschaftsWoche erfahren hat. Damit soll das Unternehmen nun weiter stark wachsen. „Wir wollen Marktführer für Vektordatenbanken werden“, sagt Co-Gründer Andre Zayarni. Für ein deutsches KI-Start-up ist das eine beachtliche Summe, im internationalen Vergleich klingt es weniger spektakulär: Im Dezember erst hatte das französische KI-Start-up Mistral bei einer Finanzierungsrunde 385 Millionen Euro eingesammelt.

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Milliardenmarkt für Vektordatenbanken

Moderne KI-Programme wandeln Texte, Bilder und Co. in lange Zahlenkolonnen um, die in einem hochdimensionalen Raum angesiedelt sind. Vektordatenbanken erlauben es, diese KI-Daten blitzschnell einzusortieren, zu verarbeiten und auszulesen. So kann etwa ein Chatbot in Millisekunden eine Frage verstehen und eine Antwort erstellen.

Konkurrenten wie Pinecone aus den USA oder Zilles aus China bieten ähnliche Speichersysteme an. Doch Qdrant will mit besonders effizienter Datenverarbeitung, einer klaren Architektur und einfachen Handhabung gegenüber den Wettbewerbern punkten. 

Immer mehr Unternehmen entwickeln eigene Sprachmodelle, um sie mit ihren internen Unternehmensdaten zu füttern – und benötigen dazu Systeme wie die von Qdrant.  Zu ihren Nutzern zählen Unternehmen wie Deloitte und Bayer, auch X (früher Twitter), HRS, Bosch  und Softbank nutzen die Datenbank.

„Ein Großteil der weltweiten Daten wird irgendwann in irgendeiner Form von Vektorraum gespeichert sein“, sagt Yasmin Razavi, General Partner bei Spark Capital. Der Wagniskapitalgeber  aus San Francisco (Twitter, Tumblr, Oculus, Cruise) hat die jüngste Finanzierungsrunde neben den bereits bestehenden Investoren Unusual Ventures und 42CAP angeführt.

Zu den aktuell 40 Mitarbeitern bei Qdrant dürften nun schnell weitere hinzukommen. Welches Wachstum das Start-up, das aktuell Umsätze im Millionenbereich macht, hinlegen kann, wird davon abhängen, ob der aktuelle Boom bei Generativer KI sich als nachhaltig erweist.

Das AppliedAI Institute for Europe hat in einer Studie, über die die WirtschaftsWoche vergangenen Sommer exklusiv berichtet hat, Qdrant bereits zu einem der 20 aussichtsreichsten KI-Start-ups in Deutschland gekürt. Nun ist es auch eines  der bestfinanzierten.


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