Umstrittene Ansiedlungen Die neuen Chipfabriken sind gut für den Arbeitsmarkt? Von wegen

Sachsen, Dresden: Mitarbeiterinnen des Chipkonzerns Infineon stehen im Reinraum der Chipfabrik. Am 2. Mai 2023 setzte Infineon den Spatenstich für die neue Smart Power Fab in Dresden. Quelle: dpa Picture-Alliance

Deutschland zahlt Milliarden Euro, damit sich die Chipgiganten Intel und TSMC in Deutschland niederlassen. Die Politik jubelt. Zehntausende Arbeitsplätze sollen entstehen. Dabei ist der Arbeitsmarkt schon jetzt überlastet.

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Zehn Milliarden Euro für Intel in Magdeburg, fünf Milliarden Euro für TSMC in Dresden – die Subventionen für die beiden Chiphersteller aus den USA und Taiwan sind nicht allein wegen ihrer schieren Höhe umstritten. Sondern die Firmen dürften auch den Fachkräftemangel in ihrer Region weiter verschärfen, insbesondere der Mittelstand und Start-ups könnten das Nachsehen haben.

Zwar jubiliert etwa Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU), dass durch Intel in Magdeburg in einem ersten Schritt 3000 Arbeitsplätze entstehen könnten. Doch woher die Arbeitskräfte kommen sollen? Das ist im Fachkräftemangelland Germany fraglich. 

Die Arbeitsagentur hat eine erste Prognose

Nachfrage also bei denen, die sich mit dem Arbeitsmarkt in den Regionen auskennen: bei der Arbeitsagentur. Die zuständige Behörde für Sachsen-Anhalt Nord, zu der auch Magdeburg und die Landkreise nördlich der Landeshauptstadt gehören, hat schon eine erste Prognose parat: Durch die Intel-Pläne würden künftig „technische, kaufmännische als auch handwerkliche Berufsgruppen“ gefragt sein – also Fachkräfte, die bei den bereits seit Jahren ansässigen Firmen wie auch bei Start-ups ohnehin fehlen. 

Schon 2022 waren bei der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Nord ohne Zeitarbeit im Schnitt über 1500 offene Stellen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) gemeldet. Über 200 mehr als noch im Vorjahr. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Ingenieurberufen: Hier waren 2022 im Schnitt mehr als 250 offene Stellen gemeldet. Ebenfalls deutlich mehr als in den Vorjahren.



Allerdings wird nur ein Bruchteil der offenen Stellen auch wirklich der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet, deshalb ist das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und Arbeitssuchenden und damit die Lücke an Fachkräften nicht ganz einfach zu berechnen.

Viele Unternehmen setzen eher auf Online-Stellenportale oder die Unternehmenswebseite, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die Anzahl offener Stellen deshalb auf Basis der Arbeitsagentur hochgerechnet. Das Ergebnis: In der Region Sachsen-Anhalt/Thüringen kommen auf 100 Arbeitslose 252 offene MINT-Stellen – eine erhebliche Fachkräftelücke.



Magdeburg unterstützt Intel bei der Fachkräftesuche

Je knapper die Fach- und Arbeitskräfte, desto größer ist der Wettbewerb unter den Unternehmen – und nun kommen Intel und TSMC, die mit subventionierten Gehältern einen Vorteil haben dürften. Und nicht nur mit dem Staatsgeld werden die Firmen unterstützt. 

Auf der Website der Stadt Magdeburg gibt es nicht nur Informationen zur Intel-Ansiedlung, sondern mit drei Klicks geht es von hier auch direkt zum Jobportal von Intel. Ein roter Teppich, der zumindest in dieser Form wohl sonst keinem anderen Unternehmen in der Region ausgerollt wird.

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