Beste Bedingungen für Start-ups Diese Grafiken zeigen, welche Unis die meisten Gründer hervorbringen

Quelle: dpa Picture-Alliance

Deutsche Hochschulen entdecken ihren Unternehmergeist und helfen Studenten bei der Gründung von Start-ups. Wo das besonders gut gelingt, zeigt eine exklusive Studie.

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Bereits im Jahr 1939 erkannte Frederick Terman, Dekan der Stanford-Universität, dass in so manchem seiner Studenten Unternehmergeist schlummert. Er legte ein Programm auf, das Absolventen Kapital für ihre Gründungsideen zur Verfügung stellte und versuchte so die jungen Menschen in der Region zu halten – zum Beispiel die beiden Studenten William Hewlett und David Packard. 1951 dann gründete Terman ein Forschungs- und Industriegebiet nahe der Universität. Das Silicon Valley war geboren.

In den vergangenen 20 Jahren nehmen sich immer mehr deutsche Hochschulen ein Beispiel an Termans Idee. Neben Forschung und Lehre haben sie eine weitere Aufgabe für sich entdeckt. „Sie sehen, wie viel Innovationskraft in den jungen Menschen steckt und das durch gezielte Förderung erfolgreiche Unternehmen entstehen können“, sagt Malin Fiedler, die an der TU München zu Innovationen und Gründungen an Hochschulen forscht und promoviert.

Zwei Ballungsräume überzeugen Start-ups  

Um herauszufinden, an welchen Universitäten die Bedingungen für Gründer besonders gut sind und von welchen Hochschulen die meisten Jungunternehmer kommen, hat Fiedler und ihr Team eine umfassende Datenanalyse vorgenommen, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. Dazu haben sie über die Plattform Dealroom, das Handelsregister und die Datenbank Startupdetector alle zwischen 2014 und 2022 gegründeten Start-ups zusammengetragen und nachgezeichnet, wo deren Gründer ausgebildet wurden.



Betrachtet man die absoluten Zahlen, ist die TU München mit Abstand die Universität, die die meisten Gründer ausgebildet hat: 810 Start-ups an der Zahl. Auf Platz zwei folgt die TU Berlin mit 466 Start-ups. Die Ludwig-Maximilians-Universität München brachte immerhin noch 367 Jungunternehmen hervor. „Insgesamt sehen wir einen Fokus auf den technischen Universitäten“, sagt Fiedler. Gerade Gründern im Techbereich würden sie eine gute Infrastruktur bieten, wie etwa Labore für Prototypen oder spezielle Zentren, die bei der Gründung unterstützen, mitunter auch erste Finanzierungen mittragen. 

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Denn, und auch das zeigen die Daten von Fiedler: Richtet man den Blick auf Start-ups, die bereits eine Finanzierung erhalten haben, ändert sich das Bild. Zwar bleiben die Spitzenreiter vorne, aber andere Hochschulen, wie etwa die Universität zu Köln, fliegen aus den Top 20. Private Hochschulen hingegen, wie die WHU aus Vallendar, die ESPC Berlin oder die EBS Universität, können deutlich aufholen. Sie landen auf den Rängen neun, zehn und elf. „Hierbei ist es auch entscheidend, welche Alumni bei Wagniskapitalgebern arbeiten“, erklärt Fiedler die Unterschiede. Die WHU etwa habe in dieser Hinsicht ein „sehr gutes Alumninetzwerk“. Unter anderem haben der Zalando-Co-Gründer Robert Gentz sowie Oliver Samwer dort studiert. 



Noch besser schneiden die privaten Hochschulen im relativen Ranking ab. Setzt man die Anzahl der Gründungen zu den eingeschriebenen Studenten ins Verhältnis, sind die ersten sieben Plätze von privaten Hochschulen belegt. Das überschaubarere Umfeld und der starke Fokus auf eine gute Vernetzung auch zu den Alumni sind bei Gründungen durchaus hilfreich. 



Weil deutsche Unternehmen nach wie vor stark von ihrer Ingenieurskunst profitieren und sich der Standort darüber definiert, lohnt auch ein Blick in die Daten zu den Hochtechnologie-Start-ups. Auch hier liegen mehrere Hochschulen der beiden Gründerzentren Berlin und München vorne. Aber andere technisch geprägte Hochschulen können sich zudem in die Spitzengruppe schieben – etwa das Karlsruher Institut für Technologie oder die RWTH Aachen, die auch beim Uniranking in den Ingenieurswissenschaften regelmäßig weit oben rangieren.



Eine völlig andere Verteilung ergibt sich mit Blick auf die Diversität in den Gründerteams. Fiedler und ihre Kollegen haben nämlich auch untersucht, aus welchen Universitäten Start-ups hervorgingen, an deren Gründung mindestens eine Frau beteiligt war. Insgesamt betrachtet sind solche Unternehmen noch rar. 81 Prozent aller untersuchten Start-ups wurden ausschließlich von Männern gegründet. Zehn Prozent hatten gemischte Gründerteams und nur neun Prozent der Start-ups wurden von Frauen gegründet. Am besten schnitt dabei die Universität Potsdam ab. Immerhin 40 Prozent der Start-ups, die auf ihre Studenten und Studentinnen zurückgehen, wurden mindestens von einer Frau mitgegründet. Das Ranking zeigt ebenfalls, dass die sonst so starken technischen Unis ausgerechnet in dieser Auflistung zurückfallen.



Doch wohin verschlägt es die Studentinnen und Studenten zur Gründung ihrer Start-ups? In dieser Betrachtung schneidet das Cluster Berlin deutlich besser ab als München. 81 Prozent der Start-ups, die den Berliner Hochschulen zugeordnet werden konnten, verbleiben in der Hauptstadt, nur fünf Prozent wandern nach München ab – noch weniger in andere Regionen. Zwar kann auch die bayrische Landeshauptstadt den Großteil ihrer Start-ups halten (64 Prozent). Allerdings wandern auch 22 Prozent nach Berlin ab. Ob sich diese Migrationsbewegungen in den kommenden Jahren abschwächen wird, ist noch nicht sicher. Dafür spricht, dass in den vergangenen Jahren etwa mit Celonis und Personio auch in München Start-ups mit Milliardenbewertungen entstanden sind und so die Aufmerksamkeit der Investoren Richtung Süden lenken. Earlybird etwa hat schon vor einiger Zeit sein zweites Büro in München eröffnet.

Im europäischen Vergleich, den vor allem die britischen Hochschulen dominieren, liegen die deutschen Hochschulen allerdings immer noch deutlich zurück. Die TU München erreicht den elften Rang. Die TU Berlin Platz 24.



Trotzdem gelingt es Deutschland nach dem Vereinigten Königreich die meisten Start-ups mit einer Milliardenbewertung, sogenannte Einhörner, hervorzubringen – 29 an der Zahl. „Das zeigt, dass die deutschen Standorte in der Lage sind, qualitativ hochwertige und langlebige Start-ups hervorzubringen, die immer wieder neue Finanzierungen erhalten“, sagt Fiedler.    

Im Vergleich zu den US-amerikanischen Universitäten können aber auch London und Paris einpacken. Unter den Top 5 befinden sich ausschließlich Hochschulen von der anderen Seite des Atlantiks.

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Malin Fiedler verwundert das nicht: „Schließlich haben die US-Hochschulen eine viel längere Tradition bei der Förderung von Start-ups“, sagt die Forscherin – und muss dabei wohl auch an Frederick Terman denken.  

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