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WindenergieErste Holz-Windkraftanlage der Welt eingeweiht

Stahl ist teuer und sehr energieintensiv. Können Holztürme eine Alternative für den Windkraftausbau in Deutschland sein? Das soll ein neues Projekt in Hannover zeigen. Bundesumweltminister Peter Altmaier hofft, dass der Turm „ein Wahrzeichen der Energiewende“ werden kann. 20.12.2012 - 11:40 Uhr

Eine Timber Tower-Windkraftanlage beim Aufbau.

Foto: Presse

Der weltweit erste 100 Meter hohe Holzturm für Windkraftanlagen soll den Beweis antreten, dass Holz eine kostengünstige Alternative zu Stahl bei hohen Windrädern sein kann. Bundesumweltminister Peter Altmaier und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (beide CDU) weihten den sogenannten Timber Tower am Donnerstag in Hannover ein. Rund 30 Zentimeter dicke Holzplatten tragen dabei die 100 Tonnen schwere Gondel. 1000 rund 30 Meter hohe Fichten wurden in der Anlage verbaut.

Von außen sieht die achteckige Konstruktion Hölzern fast wie ein Stahlturm aus - sie wurde mit grauen, beschichteten Folien beklebt, um das Holz gegen Wettereinflüsse zu schützen. Die Investoren betonen, dass Holz gerade mit Blick auf die spätere Entsorgung viel ökologischer sei. Konventionelle Stahl- und Betontürme seien bei immer größeren Nabenhöhen wesentlich unwirtschaftlicher. Im Vergleich zum hohen Energieeinsatz bei Stahltürmen werde zudem eine große Menge CO2 eingespart - ob das Projekt aber massentauglich sei, müsse sich erst noch zeigen.

Schwierige Löschung von Windrad-Bränden

Die schmalen, hohen Windmasten sind bei einem Brand kaum zu löschen. Deshalb lassen Feuerwehrleute sie meist kontrolliert ausbrennen – wie im April in Neukirchen bei Heiligenhafen (Schleswig-Holstein).

Foto: dpa

Tiefflughöhe steigt

Die Bundeswehr hat die Höhe bei nächtlichen Tiefflügen angepasst. Wegen Windradmasten kann die Tiefflughöhe bei Bedarf um 100 Meter angehoben werden. Der Bundesverband Windenergie (BWE) begrüßt, dass dadurch Bauhöhen von bis zu 220 Meter realisiert werden können. Die Höhe des derzeit höchsten Windradtyps liegt bei etwa 200 Metern.

Foto: dpa

Dieselverbrauch durch Windräder

Viele neue Windkraftanlagen entstehen – ohne ans Netz angeschlossen zu sein. Solange der Netzausbau hinterherhinkt, erzeugen die Windräder keine Energie, sondern verbrauchen welche. Um die sensible Technik am Laufen zu halten, müssen Windräder bis zu ihrem Netzanschluss mit Diesel betrieben werden. Das plant etwa RWE bei seinem im noch im Bau befindlichen Offshore-Windpark „Nordsee Ost“.

Foto: AP

Stromschläge für Feuerwehrleute

Solarzellen lassen sich meist nicht komplett ausschalten. Solange Licht auf sie fällt, produzieren sie auch Strom. Bei einem Brand droht Feuerwehrleuten ein Stromschlag, wenn sie ihren Wasserstrahl auf beschädigte Solarzellen oder Kabel halten. Diese Gefahr droht nicht, wenn die Feuerwehrleute aus sicherer Entfernung den Wasserstrahl auf ein Haus richten – aber, wenn sie dabei ins Haus oder aufs Dach gehen. Stromschlagsgefahr gibt es ebenso für Feuerwehrleute, wenn sie nach einem Straßenunfall Personen aus einem beschädigten Elektroauto bergen müssen.

Foto: AP

Störende Schatten

Windräder werfen Schatten – manche Anwohner sehen darin eine „unzumutbare optische Bedrängung“, wie es das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ausdrückte. Es gab einer Klage recht, die gegen ein Windrad in Bochum gerichtet war. Im Februar wies das Bundesverwaltungsgericht die Revision des Investors ab. Das Windrad wird nun gesprengt.

Foto: dpa

Gestörte Navigation

Auf hoher See wird es voll. Windparks steigern nicht nur das Kollisionsrisiko mit Schiffen. Die Rotoren stören auch das Radarsystem. Der Deutsche Nautische Verein schlägt daher vor, dass Windparks nur genehmigt werden, wenn die Betreiber auch neue Radaranlagen an den Masten installieren.

Foto: dapd

Windrad-Lärm

Windräder drehen sich nicht nur, dabei machen sie auch Geräusche. Je stärker der Wind, desto lauter das Windrad – und das wollen viele Bürgerinitiativen nicht hinnehmen. Ein Beschwerdeführer aus dem westfälischen Warendorf erreichte im September 2011 vorm Verwaltungsgericht Münster zumindest, dass eine Windkraftanlage nachts zwischen 22 und 6 Uhr abgeschaltet wird.

Foto: dpa

Gefertigt wird der TimberTower vor Ort – wie ein IKEA-Regal. Das Verbundsystem aus Brettsperrholzplatten und Oberflächenkomponenten wurden direkt am Anlagenstandort in Hannover zu einem geschlossenen Hohlkörper verschraubt und verleimt. Dabei sind die Verbindungen in die Einzelteile des Turmes integriert – ebenso ein Leiter- und Aufzugsystem. Da sich der Turm auseinanderbauen lässt, können die Elemente in normalen Lastwagen oder Standard-Container zum Standort geliefert werden. Das Fundament wird, je nach Beschaffenheit des Untergrunds, als sogenannte Flach- oder Tiefgründung ausgeführt. Masse und Durchmesser des Fundaments sind identisch zum Stahlrohrturm, allerdings wird kein Fundamenteinbauteil benötigt.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (l) und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (beide CDU) stehen in Garbsen bei Hannover (Niedersachsen) an dem weltweit ersten Holzturm für eine Windkraftanlage der Multimegawattklasse.

Foto: dpa

Mit Holz seien Nabenhöhen von bis zu 200 Meter möglich, betonte Investor Edwin Kohl. Mit rund 200 Online-Messpunkten soll bei dem Turm ständig überwacht werden, ob es technische Probleme gibt. „Es werden jetzt keine Wälder abgeholzt, um Holztürme zu bauen“, sagte Kohl. Das Holz stamme aus nachhaltigem Anbau, zudem gebe es seit Jahren hohe Holzzuwächse in Deutschland. Man könne mit Holz schneller und höher bauen - dies sei auch mit Blick auf die Konkurrenz im Windenergiebereich aus Asien interessant.

Bundesumweltminister Peter Altmaier betonte, zur Energiewende gehöre auch Erfindergeist. Vielleicht revolutioniere dies den Umgang mit dem Werkstoff Holz. „Möge der Turm zu einem Wahrzeichen der Energiewende in Deutschland werden.“ McAllister sagte, das Projekt passe zu Niedersachsen. Von 7000 Megawatt soll die Windkraftleistung bis 2020 verdoppelt werden. Der 1,5 Megawatt-Prototyp kostete rund fünf Millionen Euro - bei einer Serienproduktion wären die Kosten geringer, meinen die Investoren.

dpa, mlo
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