Nachhaltigkeits-Ranking: Die grünsten deutschen Städte

Platz 9: Gelsenkirchen
Gelsenkirchen kommt auf gut 500 Delikte im vergangenen Jahr bei insgesamt 39 Tankstellen. Mit einer Quote von 13 Betrugsfällen pro Tankstelle liegt die Stadt damit auf dem neunten Platz.

Platz 49: Oberhausen
Oberhausen bietet ihren rund 213.000 Einwohnern insgesamt die zweitschlechteste nachhaltige Lebensqualität. Sowohl bei der Wirtschaftskraft als auch beim Humankapital und der Umwelt erreicht Oberhausen deutlich unterdurchschnittliche Qualitätswerte. Die Ruhrstadt steht bei der Wirtschaftskraft auf Platz 45. Sehr schlecht schneidet Oberhausen auch bei der Betreuung von Kleinkindern ab.

Platz 48: Krefeld
Krefeld positive Ergebnisse: Der Anteil der Erholungsflächen am gesamten Stadtgebiet ist mit 8,5 % überdurchschnittlich hoch. Sowohl in der Kategorie Energie und Verkehr als auch Umwelt liegt die Stadt auf dem viertletzten Platz. In der Kategorie Umwelt rangiert die Stadt sowohl bei der Luftqualität als auch beim Abfallmanagement unter den letzten zehn Städten im Nachhaltigkeits-Ranking.

Platz 10: Herne
Herne erreicht im Betrüger-Ranking den zehnten Platz. Die Stadt im Ruhrgebiet kommt 2014 auf insgesamt 247 Delikte. Statistisch gesehen wurde jede Tankstelle in Herne 12mal Opfer eines Tankbetruges.

Rang 46: Hamm
Hamm schneidet noch am besten in der Kategorie Umwelt für Luftqualität, Flächennutzung und Abfallmanagement ab: Platz 23. Im Teilbereich Abfallmanagement kommt die Stadt im Ranking auf Platz 29, die Recyclingquote ist deutlich niedriger als der Durchschnitt. Vor allem bei der Bildung schneidet Hamm mit Platz 44 schlecht ab.

Rang 45: Mönchengladbach
Mönchengladbach rangiert im Teilbereich Sicherheit auf einem relativ guten Platz 19. Allerdings schneidet die Stadt in der Kategorie Energie und Verkehr am schlechtesten ab, wo sie das Schlusslicht bildet (Platz 50). Die Stadt ist nicht direkt an das Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen und das Carsharing-Angebot lässt zu wünschen übrig.

Rang 44: Essen
Essen kann lediglich dank ihrer Wirtschaftskraft mit einem zwölften Rang punkten. Bei den anderen Kategorien fällt dagegen die Performance der Stadt deutlich ab. Bei der Arbeitsmarktsituation, der Bildung und der Kinderbetreuung rangiert sie sogar lediglich auf Rang 43. Im Bereich Umwelt ist die Ruhrmetropole weit abgeschlagen an vorletzter Stelle. Essen hat die schlechteste Luftqualität unter den 50 einwohnerreichsten Städten Deutschland.

Rang 43: Kassel
Kassel ist bei der Ärzteversorgung der über 195.000 Einwohner in der Spitzengruppe. Die Stadt erreicht im Bereich Umwelt jedoch vor allem wegen der schlechten Luftqualität nur Rang 33. Den vorletzten Platz erzielte Kassel im Nachhaltigkeitsbereich Transparenz und Engagement; lediglich die sächsische Landeshauptstadt Dresden bietet ihren Bürgern weniger an Informationen und Engagement.

Rang 42: Solingen
Solingens Recyclingquote ist mit 39,0 % deutlich niedriger als der Durchschnittswert der untersuchten Städte (46,5 %). Schlechte Noten gab es auch für das schlechte Abschneiden in den Teilbereichen Kinderbetreuung und Bildung Bei den Beschäftigungsmöglichkeiten steht die Stadt immerhin auf Rang 23.

Rang 41: Halle
Halle schafft es in keiner der sechs zentralen Nachhaltigkeitskategorien einen Platz unter den besten zehn Großstädten zu belegen. Die größte Stadt Sachsen-Anhalts schneidet mit ihren 233.000 Einwohnern mit Platz 14 noch am stärksten in der Kategorie Energie und Verkehr ab. Jedoch ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten pro 10.000 Bürger nach Münster die zweithöchste.

Rang 40: Dortmund
Dortmund schneidet am besten in der Kategorie Energie und Verkehr ab: Hier reicht es für Platz 16. Bei den sozialen Faktoren bildet die Ruhrstadt mit Rang 50 das Schlusslicht: Die Lebenserwartung ist niedrig, die Anzahl der zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten ist mit 75 Betten eine der niedrigsten und der Anteil der Erholungsflächen an der gesamten Stadtfläche ist deutlich geringer als bei den anderen Städten.

Rang 39: Duisburg
Duisburg schafft es in keiner der sechs zentralen Nachhaltigkeitskategorien einen Platz unter den besten zehn Großstädten zu belegen. Punkte sammeln konnte die Stadt, weil Fernbahnhöfe sehr gut erreichbar sind und das Radwegenetz ebenfalls gut ausgebaut ist In der Kategorie Wirtschaftskraft kommt Duisburg allerdings nur auf Rang 46.

Platz 1: Berlin
Das heißeste Pflaster für Tankwarte ist Berlin. Mit mehr als 7000 Betrugsfällen ist die Hauptstadt der absolute Spitzenreiter im Betrüger-Ranking. 24mal im Jahr wird jede Berliner Tankstelle statistisch gesehen von Spritdieben heimgesucht. Meist kommen die Täter ohne jede Konsequenzen davon: Laut Untersuchung konnte gerade einmal jeder vierte Betrug von der Polizei aufgeklärt werden.

Rang 37: Magdeburg
Relativ weit vorne liegt Magdeburg mit Platz 4 im Bereich Energie und Verkehr. Dabei kommt Magdeburg bei der Subkategorie Energie sogar auf den ersten Platz und in der Subkategorie Verkehr auf Platz 23. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch in den privaten Haushalten liegt deutlich unter dem Durchschnittswert. Allerdings ist der Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung, wissensintensiven Industrien und kreativen Branchen deutlich geringer als in den übrigen Städten.

Rang 36: Hannover
Hannover punktet in den Bereichen Demographie, Sicherheit und Luftqualität, schwächelt aber in der Flächennutzung. Überdurchschnittlich ist wiederrum die Produktivität der Stadt, allerdings ist sie auch überdurchschnittlich hoch verschuldet. Auch bei Energie und Verkehr gibt es ein hohes Verbesserungspotenzial.

Rang 35: Lübeck
Lübeck erreicht sogar zwei Top 10-Plätze: In den Kategorien Umwelt, sowie Energie und Verkehr. Allerdings belegt sie auch in zwei Bereichen nur den vorletzten Platz: Bei der Nachhaltigkeit der sozialen Faktoren, unter anderem wegen überdurchschnittlich viele Strafdelikte, und bei der Wirtschaftskraft, wo sich die relativ niedrige Produktivität negativ auswirkt.

Rang 34: Bochum
Bochum erreicht Rang drei im Bereich Transparenz und Engagement. Beispielsweise hat die Stadt eine EEA-Zertifizierung der Europäischen Kommission, veröffentlicht regelmäßig eine CO2-Bilanz, vergibt Umweltpreise und führt Umwelt- und Klimaschutzaktionen durch. Bei Energie und Verkehr kommt die Stadt jedoch nur auf Rang 45.

Rang 33: Ludwigshafen
Ludwigshafen belegt Platz neun in der Kategorie Wirtschaftskraft. Die Brutto-Wertschöpfung pro Erwerbstätigem ist die dritthöchste unter den untersuchten Städten. Allerdings ist die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalzhoch verschuldet. Im Bereich Bildung rangiert die Chemie-Stadt mit 164.000 Einwohnern auf dem drittletzten Rang. Trotzdem erreicht Ludwigshafen bei den sozialen Faktoren einen guten Platz 16.

Rang 32: Leipzig
Der Pro-Kopf-Stromverbrauch in den privaten Haushalten liegt in Leipzig klar unter dem Durchschnittswert. Auch das Hausmüllaufkommen ist erheblich niedriger als in anderen Städten. Jedoch gibt es im Bereich Wirtschaftsleistung nur den vorletzten Platz. Der Grund: In keiner anderen Stadt ist das verfügbare Pro-Kopf Einkommen so niedrig.

Rang 31: Köln
Kölns beste Platzierung ist ein Platz 14 in der Kategorie Wirtschaftskraft. In Relation zu 10.000 Bewohnern sind Kölner überdurchschnittlich unternehmerisch. Der Anteil der in kreativen Branchen Beschäftigten ist ebenfalls gut. Jedoch bildet Köln das Schlusslicht in puncto Sicherheit, da dort die wenigsten Straftaten aufgeklärt werden.

Rang 30: Wuppertal
Die besten Platzierungen erreicht Wuppertal in den Kategorien Wirtschaftskraft und Umwelt mit jeweils Platz 21. Ein besseres Abschneiden verhindert hier vor allem das relativ geringe Bruttoinlandsprodukt deutlich unter dem Durchschnittswert. Im Bereich Humankapital kommt die Stadt auf den fünftschlechtesten Platz.

Rang 29: Hagen
Hagen erreicht Platz 10 in der Kategorie Umwelt. Die Flächennutzung der nordrhein-westfälischen Stadt ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten die Drittbeste Deutschlands. Dafür ist aber die Recyclingquote deutlich schlechter als der Durchschnitt. Auch das Abschneiden in der Kategorie Wirtschaftskraft ist unterdurchschnittlich.

Rang 28: Bremen
Bremen schafft es in keiner der sechs zentralen Nachhaltigkeitskategorien einen Platz unter den besten zehn Großstädten zu belegen. Mit Platz 22 ist die Stadt noch am stärksten im Bereich Humankapital. Den schlechtesten Leistungsausweis liefert Bremen bei den sozialen Faktoren wie demografische Struktur, Sicherheit sowie Gesundheit, Erholung und Gemeinwesen.

Rang 27: Leverkusen
Leverkusen schneidet vor allem bei der Innovationsfähigkeit mit einem dritten Platz sehr gut ab. Der Anteil der in Forschung und Entwicklung Beschäftigten ist sehr hoch. Auch die Performance der Stadt im Bereich Gesundheit, Erholung und Gemeinwesen fällt überdurchschnittlich gut aus, während sie in der Kategorie Energie und Verkehr schlecht ist.

Rang 26: Saarbrücken
Saarbrücken erreicht in der Kategorie Energie und Verkehr nur Platz 49. Das schlechte Abschneiden erklärt sich vor allem durch den überdurchschnittlich hohen Stromverbrauch der privaten Haushalte. Jedoch bietet Saarbrücken nachhaltige Lebensqualität in der Kategorie Umwelt (Platz 3), gemessen an der Luftqualität, der Flächennutzung und dem Abfallmanagement.

Rang 25: Mühlheim an der Ruhr
Mühlheim an der Ruhr bietet ihren rund 167.000 Bürgern die zweitschlechteste Luftqualität. Einen sehr guten sechsten Platz im bekam die Stadt in der Kategorie Energie und Verkehr. Im Teilbereich Wirtschaftsleistung schneidet Mülheim sogar gut auf Platz 13. Die Produktivität ist deutlich überdurchschnittlich.

Rang 24: Aachen
Aachen erzielt sehr unterschiedliche Ergebnisse. Ihre beste Platzierung erreicht die Stadt in der Kategorie Umwelt, den schlechtesten Platz in Energie und Verkehr mit Platz 48. Die privaten Haushalte haben den vierthöchsten Stromverbrauch. Die installierte Fläche für Solarthermie ist unterdurchschnittlich, sodass die Stadt insgesamt im Bereich Energie auf Platz 50 steht.

Rang 23: Chemnitz
Die Stadt Chemnitz hebt sich vor allem beim Abfallmanagement durch einen hervorragenden dritten Platz überraschend positiv von den übrigen Großstädten ab. Die vergleichsweise schlechte Luftqualität hat eine
bessere Platzierung im Bereich Umwelt verhindert. Chemnitz sticht ebenfalls positiv in Bezug auf die Transparenz und das Engagement im Bereich der nachhaltigen Entwicklung hervor, beispielsweise durch die regelmäßige Veröffentlichung einer CO2-Bilanz.

Rang 22: Dresden
Dresden erreicht ihren besten Rang in der Kategorie Umwelt, den schlechtesten bei Transparenz und Engagement (Rang 50). Die Stadt hat beispielsweise bislang keine EEA-Zertifizierung der Europäischen Kommission und der Internetauftritt der Stadt ist wenig transparent. Jedoch überzeugt Dresden beim Abfallmanagement.

Rang 21:Erfurt
Erfurt erzielt die beste Platzierung in der Kategorie Energie und Verkehr. Die Stadt hat den niedrigsten Stromverbrauch bei den privaten Haushalten unter den 50 untersuchten Städten. Im Bereich Wirtschaftsleistung erreicht Erfurt dabei den viertletzten Platz.

Rang 20: Nürnberg
Nürnberg hat die beste Luftqualität aller untersuchten Städte. Die zweitgrößte Stadt Bayerns kommt auch bei Wirtschaftsleistung und Innovationsfähigkeit gut weg. Noch nicht optimal sind die Bereiche Bildung und Kinderbetreuung. Auffällig ist, dass der Anteil der Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen, mit 10,1 % vergleichsweise hoch ist (Durchschnitt 7,5 %).

Rang 19: Mainz
Mainz erreicht in fünf der sechs zentralen Nachhaltigkeitskategorien überdurchschnittlich gute Leistungen. Im Bereich der Bildungsmöglichkeiten erzielt sie sogar Platz eins. Ihr schlechtestes Ergebnis bekam die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz in der Kategorie Umwelt, wegen ihrer schlechten Luftqualität (Rang 46).

Rang 17: Braunschweig
Braunschweig kann sich in den Kategorien Umwelt und Humankapital jeweils in der Gruppe der zehn Städte mit der besten Nachhaltigkeitsperformance platzieren. In den anderen klassischen Bereichen Energie und Verkehr erzielt die zweitgrößte Stadt Niedersachsens dagegen nur Platz 33 und damit ihre schlechteste Leistung.

Rang 16: Bonn
Bonn bekam gute Noten vor allem im Teilbereich Bildung, wo sie ihren Bewohnern überall überdurchschnittlich viel bietet. Die Stadt bietet außerdem einen sehr hohen Anteil naturbelassener Fläche. Während Bonn bei der Innovationsfähigkeit einen durchschnittlich guten Platz 21 erreicht, steht die Stadt im dritten Teilbereich der Kategorie, den öffentlichen Finanzen, nur auf Platz 36.

Rang 15: Oldenburg
Oldenburg punktet mit guter Luftqualität und hoher Recyclingquote. Die niedersächsische Stadt erreichte auch eine überdurchschnittliche Platzierung bei Bildung und Kinderbetreuung. Allerdings ist der Stromverbrauch ist mit 2.266 kwh je Bürger der höchste der 50 Großstädte.

Rang 14: Wiesbaden
Wiesbaden schneidet in den meisten der sechs zentralen Nachhaltigkeitskategorien im oberen Mittelfeld ab. Die Stadt schneidet sehr gut bei Wirtschaftskraft und Innovationsfähigkeit ab. Besonders sind die überdurchschnittlichen Anstrengungen zur Energieeinsparung. Allerdings könnte bei der Umwelt noch einiges getan werden.

Rang 13: Düsseldorf
Düsseldorf erreichte den ersten Platz in der für eine nachhaltig hohe Lebensqualität der Bürger zentralen Kategorie Wirtschaftskraft. Auch bei der Produktivität rangiert die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen auf Platz eins. Jedoch gibt es ein hohes Verbesserungspotenzial bei Energie, Verkehr und Sicherheit.

Rang 12: Hamburg
Die Ergebnisse von Hamburg sind recht unterschiedlich. Spitzenplätze erreicht Hamburg in den Kategorien Energie und Verkehr, sowie Wirtschaftskraft. Das Radwegenetz ist, umgerechnet auf die Stadtfläche, das längste aller Städte. Außerdem hat die Hansestadt das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen.

Rang 11: Rostock
Die Nachhaltigkeitsleistung von Rostock ist in den sechs untersuchten Kategorien recht unterschiedlich: Die besten Plätze erzielt die Stadt in den Kategorien Umwelt, sowie Energie und Verkehr. Die Luftqualität der Hansestadt an der Ostsee ist die zweitbeste aller 50 untersuchten Großstädte Deutschlands.

Rang 10: Osnabrück
Osnabrück schafft es lediglich in der Kategorie Transparenz und Engagement eine Platzierung unter den zehn besten der insgesamt 50 untersuchten Großstädte Deutschlands. Jedoch bekam die drittgrößte Stadt des Bundeslandes Niedersachsen gute Bewertungen für nachhaltige Lebensqualität.

Rang 9: Kiel
Kiel punktete unter anderem mit einem relativ gut ausgebauten Radwegenetz, hoher Luftqualität und niedrigem Hausmüllaufkommen. Auch in den Bereichen Bildung und Altersstruktur schnitt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt gut ab.

Rang 8: Frankfurt
Frankfurt rangiert bei den einzelnen Kategorien meist im Mittelfeld. Eine hervorragende Leistung erreicht die Finanzmetropole bei der Wirtschaftskraft. Keine Stadt erwirtschaftet pro Kopf ein höheres Bruttoinlandsprodukt als Frankfurt. Das verfügbare Einkommen beträgt im Schnitt in der Mainmetropole 19.350 Euro, während die Einwohner in den übrigen Großstädten über durchschnittlich 18.498 Euro verfügen können.

Rang 7: München
München bekam eine Spitzenplatzierung in der Kategorie Soziales: Die Stadt bietet ihren mehr als 1,4 Millionen Bürgern eine hervorragende nachhaltige Lebensqualität. Bei der Demografie nimmt München im Teilranking den drittbesten Platz ein. Jedoch bleibt die Leistung der Stadt im Bereich Umwelt sowie Energie und Verkehr klar unter dem Durchschnittsniveau der untersuchten 50 Städte.

Rang 6: Mannheim
Mannheim erzielt in fünf der sechs zentralen Nachhaltigkeitskriterien eine Platzierung unter den Top 10. Besonders im Teilbereich Verkehr punktet die Universitätsstadt. Auch bei der Wirtschaftskraft erreicht Mannheim einen sehr guten Platz. Allerdings gibt es ein hohes Verbesserungspotenzial bei der Luftqualität.

Rang 5: Bielefeld
Bielefeld und dessen Wirtschaftszentrum erreichte seine Top-10-Platzierung durch gute Flächennutzung und cleveres Abfallmanagement. Die größte Stadt der Region Ostwestfalen-Lippe bietet ihren rund 323.000 Bürgern auch bei den sozialen Nachhaltigkeitsfaktoren demografische Entwicklung, Sicherheit sowie Gesundheit, Erholungsmöglichkeiten und Gemeinwesen einen vergleichsweise guten Standard.

Rang 4: Karlsruhe
Karlsruhe bekam eine Top-Platzierung in den Bereichen Gesundheit, Erholung und Gemeinwesen. Die Einwohner haben mit 81,3 Jahren eine der zehn höchsten Lebenserwartung der untersuchten Städte. Die baden-württembergische Großstadt punktete auch mit einer hoher Recyclingquote und guter Luftqualität.

Rang 3: Freiburg
Freiburg erreichte Rang eins bei der für eine nachhaltige Lebensqualität wichtigen Kategorie Humankapital: Die Stadt bietet besonders viele Beschäftigungsmöglichkeiten, Bildungsangebote und Kinderbetreuung. Außerdem punktet die südlichste Großstadt Deutschlands mit hoher Recyclingquote und guter Flächennutzung.

Rang 2: Münster
Münster verdankt seine gute Platzierung der guten Ärzteversorgung und den vielen Krankenhausbetten. Die Stadt erzielte außerdem den absoluten Spitzenplatz im Bereich Gesundheit, Erholungsmöglichkeiten und Gemeinwesen. Verbesserungspotenzial gibt es jedoch bei der Wirtschaftskraft.

Rang 1: Stuttgart
Stuttgart schneidet in allen Kategorien - Wirtschaftskraft, Umwelt, Humankapital, Soziales, Energie und Verkehr sowie Transparenz und Engagement - überdurchschnittlich gut ab. Die Landeshauptstadt punktet mit guter Kinderbetreuung und niedriger Arbeitslosenquote. Stuttgarter haben die höchste Lebenserwartung aller untersuchten Städte. Allerdings könnte die Luftqualität besser sein.
Als Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster die Grafik mit den schrumpfenden grauen Balken in die Finger bekommt, ist er gerade auf dem Weg in den Italienurlaub. Nachdem er die Prognose durchgeblättert hat, ist ihm nicht mehr nach Küste und Sonne zumute. Schuster setzt sich an den Laptop und schreibt, seitenlang: über die Herausforderung, seine Stadt für künftige Generationen lebenswert zu gestalten. Er verfasst das Programm für ein "kinderfreundliches Stuttgart". Denn die grauen Balken aus dem Statistischen Amt, die der OB in den Urlaub mitgenommen hat, zeichnen das düstere Bild einer vergreisenden Stadt, in der es in einem Jahrzehnt ein Viertel weniger Kleinkinder geben wird.
Heute, elf Jahre später, sitzt Schuster an einem runden Holztisch in seinem Büro; wieder vor einer Grafik – nun mit gelben Säulen, die immer weiter nach oben ragen: "Jetzt leben 25 Prozent mehr Kinder in Stuttgart", sagt er. Es ist auch sein Verdienst.
Kinderbetreuung und hohe Energieeffizienz
Und nicht nur das. Ohne es so zu nennen, verordnete Schuster seiner Stadt im vergangenen Jahrzehnt ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept – das viele Dimensionen dieses Begriffs vereint: Er engagierte ehrenamtliche Bildungspaten für schwache Schüler und steigerte so den Anteil von Migrantenkindern in Gymnasien auf zwölf Prozent. Kaum eine andere deutsche Großstadt kommt auf einen so hohen Wert. Der CDU-Politiker setzte zudem Anreize für die Dämmung städtischer Gebäude – und bescherte Stuttgart damit bis heute zig Preise für seine Energieeffizienz. Und Schuster verkündete das Ziel flächendeckender Kinderbetreuung. Heute liegt die Stuttgarter Kita-Versorgung bei 36 Prozent – auch das ist ein Spitzenwert unter westdeutschen Großstädten.
Wie weit Schuster seit dem Weckruf in seinem Italienurlaub gekommen ist, zeigt der WirtschaftsWoche-Sustainable-City-Indikator: Unter den 50 größten Städten Deutschlands landet die Schwaben-Metropole auf dem ersten Platz. Dafür haben Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Beratungsunternehmens Kiel Economics mit Unterstützung des französischen Umweltkonzerns Veolia einen völlig neuen Indikator für die WirtschaftsWoche entwickelt.
Für künftige Generationen sorgen
Das Zahlenwerk gibt Aufschluss darüber, welche Großstädte nachhaltig wirtschaften – also die Natur schonen, Energie sparen, auf saubere Mobilität setzen und Bildungschancen für Menschen aller Bevölkerungsgruppen schaffen. Der Nachhaltigkeits-Check ergänzt so den jährlich im Herbst veröffentlichten WirtschaftsWoche-Städtetest zu Wirtschaftskraft und Standortqualität.
Der Kerngedanke des Sustainable-City-Indikators: Städte entwickeln sich nur dann nachhaltig, "wenn neben der aktuellen Wohlfahrt auch die künftiger Generationen gesichert ist", sagt CAU-Ökonom Martin Quaas. "Daher müssen wir neben Umweltschutz und Ressourceneffizienz auch soziale Faktoren und die ökonomische Zukunftsfähigkeit berücksichtigen." Damit ist Nachhaltigkeit mehr als ein reiner Ökoindikator – etwa für die Luftqualität oder die Zahl der Bäume im Stadtwald.
Das macht die Sache komplex.
Denn Städte, die wirtschaftlich stark sind, belasten teils überproportional die Umwelt – Düsseldorf zum Beispiel. Um zu ausgewogenen Aussagen zu kommen, haben die Wissenschaftler daher Abertausende Werte für 56 Einzelindikatoren erhoben und diese zu sechs Kategorien verdichtet: Energie & Verkehr, Umwelt, Sozialkapital, Humankapital, Ökonomische Nachhaltigkeit und Transparenz.

Gesamtsieger Stuttgart: Gute Noten im Bereich Soziales und ökonomische Nachhaltigkeit

Das Gesamtranking der 50 größten deutschen Städte im Nachhaltigkeits-Test
Stuttgart erreicht den ersten Platz mit Top-Noten in den Bereichen Soziales, Humankapital und Ökonomische Nachhaltigkeit. Damit kompensieren die Schwaben leichte Schwächen bei Umweltwerten (Platz 16) sowie Verkehr & Energie (Platz 13). "Andere Städte führen zwar bei einigen Indikatoren", sagt der Ökonom Wilfried Rickels vom IfW, "verlieren aber in anderen zu viele Punkte."
Ähnlich stark wie Stuttgart schneiden Münster (Rang 2) und Freiburg (Rang 3) ab: Die Badener hätten sogar Chancen auf den ersten Platz gehabt, büßen aber eine Top-Bewertung wegen schlechter Noten in der Kategorie Transparenz ein. Sie zeigt, wie gut Städte über ihre Aktivitäten informieren und wie viele Anreize sie in Form von Wettbewerben und anderen Förderungen für nachhaltiges Engagement setzen.
Die Ranglisten-Letzten wiederum plagen allesamt die gleichen Probleme: schlechte Luft, in die Natur wuchernde Städte, wenig Grünflächen – und sie alle liegen in Nordrhein-Westfalen: Gelsenkirchen, Oberhausen, Krefeld, Herne sind die Schlusslichter in Sachen Nachhaltigkeit.
Wenn Stuttgarts OB Schuster auf die Probleme von Städten zu sprechen kommt, ist er kaum zu stoppen. Er hat es selbst erlebt, als seine Stadt in den Neunzigerjahren unter Arbeitslosigkeit und Smog litt. „So etwas ist nicht allein zu schaffen“, sagt er. "Sie müssen alle mitnehmen. Bürger, Unternehmen und die Kollegen in der Verwaltung."
Metropolen verschleudern 80 Prozent der Ressourcen

In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen…
Illustration: Javier Martinez Zarracina

…das kalifornische Startup Lit Motors hat einen elektrischen Kabinenroller erfunden – der Clou: das Vehikel balanciert sich selbst mithilfe eingebauter Stabilisatoren auf zwei Reifen, sogar im Stand. Sollte das Fahrzeug wie geplant 2014 mit einer Reichweite von 320 Kilometern auf den Markt kommen, dürfte es Pendlern locken, die Sprit sparen, aber nicht auf Sicherheit verzichten wollen. Es gibt noch weitere Alternativen…
Illustration: Javier Martinez Zarracina

…wie die Möglichkeit einfach ein Fahrzeug zu mieten. Frost & Sullivan schätzt, dass Carsharing-Anbieter bis 2020 europaweit 14 Millionen Kunden haben und damit sieben Milliarden Euro umsetzen. Genauso beliebt sind Fahrradmietsysteme von denen es bereits mehr als 400 in Europa gibt. Das Startup E-Bike Mobility aus Markdorf am Bodensee baut Fahrradtürme. die per Roboter-Aufzug 221 Leihräder übereinander stapeln. Dort können dann auch Elektrofahrräder mit Solarstrom aufgeladen werden. Egal welches Verkehrsmittel, manchmal reicht es auch schon es effizienter zu nutzen. Beispielsweise mit dem Handy die kürzeste Route durch die Stadt zu suchen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina
Keine Frage, der Mann hat sein Thema gefunden. Im Januar endet zwar seine Amtszeit nach 16 Jahren; er tritt nicht wieder an. Doch Schluss ist für den 62-Jährigen noch lange nicht. Gerade arbeitet Schuster an einem Buch über nachhaltige Städte. Und nächstes Jahr wird er zu einem wichtigen Berater der Bundesregierung, wenn er sein Engagement beim Rat für Nachhaltige Entwicklung vertieft.
In diesen Tagen reist Schuster zum Umweltgipfel Rio Plus 20. Dort wird er mit Kollegen über verantwortungsvolles Wirtschaften diskutieren. Sie wissen, dass urbane Zentren nur wenige Prozent der Erdoberfläche ausmachen, dafür aber 80 Prozent der verfügbaren Ressourcen verschleudern. Für Metropolen in aller Welt wird es daher zur Existenzfrage, sparsamer mit Öl, Wasser und Gas umzugehen. Allein schon, weil der Ölpreis steigen wird – und weil die Bevölkerung unter den Emissionen leidet.
Auch in Stuttgart. Wie fast alle Großstädte schneidet auch die baden-württembergische Hauptstadt in Sachen Umwelt schlechter ab als kleinere Orte. Die Stuttgarter leiden unter einer hohen Feinstaubbelastung. Dabei hat Schuster so viel versucht.
Beispielsweise, den Feinstaub mit einem speziellen Kleber einzufangen, der auf Straßen aufgetragen wird. Die Erfolge blieben aus. Dann fragte Schuster bei dem Reinigungsgerätehersteller Kärcher nach, ob er nicht einen speziellen Feinstaub-Sauger entwickeln könne. Dort winkte man ab.

Solarzellen gehören in der Stadt von Morgen zu den wichtigsten Technologien bei der Energiegewinnung. Die Integration in die Gebäudehüllen spart Material und verbilligt den Sonnenstrom.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Strom erzeugende Straßen gehören zu der Vision des amerikanischen Startup Solar Roadways. Die Oberfläche besteht aus einem extrem harten Glas, darunter befinden sich Solarzellen.
Im US-Bundesstaat Idaho wurde so der erste Strom erzeugende Parkplatz aus Solarmodulen gebaut.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Durch transparente Farbstoffsolarzellen können zusätzlich Fassadenflächen zur Energiegewinnung genutzt werden. Das australische Solarunternehmen Dyesol und der US-Glashersteller Pilkington wollen bereits in wenigen Jahren damit beginnen, Glas mit Solarzellen aus Farbstoffen zu bedrucken.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Einzelne Haushalte können sich zukünftig durch Kleinwindräder, die sich leicht auf Hausdächern und an Balkonbrüstungen montieren lassen, mit Strom versorgen.
Der Branchenverband RenewableUK rechnet damit, dass in England bis 2020 Kleinwindräder mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt installiert sein werden - so viel wie ein großes Atomkraftwerk derzeit produziert.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Elektroautos könnten in den zukünftigen Megacities direkt am Parkplatz aufgeladen werden - durch Windenergie. Sanya Skypump heissen diese Windturbinen, die vom New Yorker Kleinwindanlagen-Startup Urban Green Energy entwickelt wurden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Selbst Biomasse lässt sich in den Städten zur Energiegewinnung nutzen. Durch Fermentierungsanlagen wird aus dem angefallenen Müll Biogas erzeugt - womit sich wiederum gasbetriebene Fahrzeuge antreiben lassen. Zudem...
Illustration: Javier Martinez Zarracina

...lässt sich das gewonnene Biogas problemlos in das Gasleistungsnetz mischen. So können auch hocheffiziente Blockheizkraftwerke betrieben werden, die dann in den Kellern von Gebäuden Wärme und Strom erzeugen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Selbst Algen lassen sich in der Megacity zur Treibstoffgewinnung nutzen. In speziellen Tanks, die auf Dächern oder Grünflächen montiert werden könnten, werden Miniorganismen gezüchtet, die dann mit chemischen Methoden in Öl oder Gas umgewandelt werden. Wissenschaftler der Uni Bielefeld testen momentan eine Methode, bei der Algen aus Sonnenlicht und Wasser Wasserstoff produzieren. So kann umweltfreundlicher Treibstoff gewonnen werden, mit dem...
Illustration: Javier Martinez Zarracina

...Brennstoffzellenautos angetrieben werden können, die in der Megacity von Morgen zum normalen Stadtbild gehören. Luftverschmutzung und Smog könnte so entgegengewirkt werden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Auch die Wasserkraft soll in die urbanen Zentren zurückkehren - durch schwimmende Bojen, die mithilfe der Flussströmung Strom erzeugen. Das österreichische Startup Aqua Libre hat solche Strom-Bojen entwickelt - 2013 sollen sie in Serienfertigung gehen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Ein wichtiges Kriterium beim Energie-Management der Städte der Zukunft ist es, Energie nicht nur zu erzeugen, sondern auch wieder zu verwerten. So hat das Schweizer Unternehmen Rabtherm ein Kanalrohr entwickelt, dass die Wärme des Schmutzwassers auf einen Wasserkreislauf in einer zweiten Rohrleitung überträgt. Durch einen Wärmetauscher wird die gewonnene Energie in eine nahegelegene Gebäudeheizung gespeist - 70 Prozent des Heizöls sollen somit gespart werden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Wärme kann sogar auf Rädern verschickt werden. So hat das Dortmunder Startup LaTherm einen Container entwickelt, der mit Wärmespeichermaterial gefüllt ist. Abwärme von Gebäuden, die bisher ungenutzt durch den Schornstein ging, kann auf diese Weise gesammelt und wiederverwertet werden. In Dortmund wird so die Abwärme einer Deponiegasanlage dazu verwendet, die Heizungsanlage eines nahegelegenen Schwimmbads zu speisen.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Sparsame Freiburger. Teilranking Energie und Verkehr
Nun führt der OB auf viel befahrenen Straßen mit High-Tech-Laserkameras kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzungen ein. Das, immerhin, zeigt Erfolge. Am besten aber sollen die Menschen auf saubere Mobilität umsteigen. Noch sind Carsharing-Anbieter in Stuttgart schwach vertreten. In wenigen Monaten aber wollen Daimler und EnBW die Lücke mit einer Flotte aus 300 Elektroautos schließen. Zugleich will die Stadt die verschiedenen Verkehrsträger mit einer Mobilitätskarte verzahnen: Bahnen, Busse, Taxen und Mietfahrräder – ab 2013 sollen die Stuttgarter alles mit einer Plastikkarte nutzen und bezahlen können.
Doch der Verkehr ist nur eine Baustelle. Größere Sorgen bereitet Schuster das Wachstum der Stadt. Immer neue Unternehmen kommen, mit immer mehr Menschen, die dort arbeiten wollen. Das sei schön. "Doch sie alle brauchen Platz", sagt er. Und davon hat die in einem Talkessel liegende Stadt zu wenig.
Nachhaltigkeit bedeutet für den OB auch, Freiräume zu belassen. Deshalb haben die Schwaben 39 Prozent ihrer urbanen Fläche unter Naturschutz gestellt – auf einen solchen Wert kommt keine andere Metropole. Stuttgart braucht solche Räume – allein schon für die Frischluftversorgung. Wenn die Stadt wachsen wolle, findet Schuster, dann bitte auf dem bestehenden Gebiet.
Nicht auf Kosten der Natur wachsen
Wie im Neckarpark, rund um das Fußballstadion. Heute stehen dort graue Hallen mit eingeschlagenen Fenstern, daneben verrostete Schienen. Wo früher Güterzüge rangierten, soll in wenigen Jahren eine Siedlung entstehen, die mehr Energie produziert als sie verbraucht, mit günstigen Wohnungen, Hotels – und vielen Grünflächen.
Stuttgart sei in Sachen nachhaltiges Bauen weltweit einer der wichtigsten Standorte, lobt denn auch der international bekannte Architekt Werner Sobek, Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Warum das so wichtig ist? Nirgends arbeiten laut Sobek Unternehmen, Wissenschaftler und Verwaltung auf dem Themenfeld so eng zusammen. "Das wird sich in vielen spannenden neuen Projekten zeigen." Und das, sagt Sobek, sei auch das Verdienst Schusters, der die Akteure immer wieder an einen Tisch geholt habe.
Nur dieses eine Thema ist Schuster entglitten, dieser verflixte Bahnhof Stuttgart 21. Dabei seien die Menschen lange dafür gewesen, sagt er. Schuster ficht noch immer für das Projekt. Denn wenn die Gleise hinter dem Bahnhof wegfallen, könne die Stadt nachhaltig wachsen: "Dort kann ein neuer Stadtteil entstehen", sagt er. "Ohne, dass wir uns auf Kosten der Natur weiter ausbreiten."

Blick aus der Röhre
Viele Bergfans wollen am liebsten im Einklang mit der Natur wandern. Wenn es aber im Hochgebirge abends kalt wird, benötigen sie nicht nur Schutz, sondern sie verbrauchen oft auch Kerosin, Gas oder Batterien für ihre Kocher. Eine überlebenssichernde und umweltfreundliche Übernachtungsmöglichkeit bietet jetzt die italienische Designfirma Leap-Factory. Ihre röhrenartige, schnee- und sturmsichere Mini-Lodge ist im Schnitt 3,5 Meter breit, acht Meter lang und 2,80 Meter hoch. In ihr sind Tische, Stühle, Toiletten und Waschbecken installiert. Nach Bedarf gibt es Kojenplatz für zwei bis zwölf Personen. Dafür dass es bei traumhafter Aussicht auf Himmel und Berge warm bleibt, sorgt die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Das Handicap: Mindestens 200 000 Euro kostet die 2500 Kilogramm schwere und mehrmodulige Schlafkapsel. Damit sich der Aufwand rechnet, bleibt das Biwak mehrere Wochen auf dem Berg und kann von verschiedenen Wanderern benutzt werden.

Sonnengrill statt Feuerstelle
Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA wollen den ultimativen Traum aller grünen Barbecue-Fans Realität werden lassen: Sie entwickeln einen Grill, der Hitze mithilfe von Sonnenenergie erzeugt, Wärme speichern kann und dadurch sogar nachts funktioniert. Ihr Prototyp baut auf einer Technologie von MIT-Professor David Wilson auf: eine spezielle, besonders leichte Linse bündelt das Sonnenlicht, das in Lithiumnitrat-Zellen gespeichert wird. Mit der Hitze der Wärmespeicher lassen sich dann Steak und Wurst grillen. Vor allem aber ist der „Cooker“ laut Wilson als umweltfreundliche und energiesparende Alternative zu den offenen Holzfeuern gedacht, die die Menschen in Entwicklungsländern als Kochstelle nutzen. Jeden Tag verbrennen weltweit mehr als drei Millionen Tonnen Feuerholz unter Töpfen und Pfannen. Vor allem in afrikanischen Regionen wird das Holz knapp. Wilsons Grill speichert Sonnenenergie für 25 Stunden und heizt auf über 230 Grad hoch. Solargrills mit derartiger Kapazität gab es zuvor nicht.

Wirbel-Säule
Frischer Wind aus Bayern: Das Unternehmen MRT Wind hat eine neues Minikraftwerk für den Zuhause-Gebrauch entwickelt. Das Besondere: Das 2,50 Meter hohe Windrad dreht sich nicht wie die üblichen Propeller-Systeme um die Horizontalachse, sondern um die Vertikalachse. „Dadurch kann man unabhängig von der Windrichtung Strom erzeugen“, erklärt Geschäftsführer Neil Cook. Ab einer Windgeschwindigkeit von 1,5 Metern pro Sekunde gewinne die Anlage Energie. Die Miniwindräder sind nach Herstellerangaben lautlos und lassen sich genehmigungsfrei installieren. Die ersten Testgeräte sind in Betrieb. Preis: ab 7000 Euro pro Stück.

Leselicht in Hülle und Fülle
Der US-Hersteller SolarFocus bringt Licht ins Dunkle des E-Readers von Amazon: Mit einer leuchtenden Hülle namens Solar Kindle Lighted Cover. Sie schützt das Gerät nicht nur vor Kratzern, sondern bietet dem E-Reader auch eine netzunabhängige Notstromversorgung sowie eine LED-Leselampe. Damit lässt sich der Kindle nun auch in absoluter Dunkelheit nutzen. Gespeist wird das Licht aus einem eingebauten Akku, der über die Solarzellen auf der Außenseite der Hülle geladen wird. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, eine der weltweit größten Messen für Unterhaltungselektronik, ist die Hülle als eine der besten Innovationen 2012 in der Kategorie nachhaltige Technologien ausgezeichnet worden. Schon nach acht Stunden Sonnenlicht, so verspricht der Hersteller, habe die Batterie genug Saft, um dem Kindle drei Tage Strom zu liefern. Kosten: rund 80 Dollar.

Insel-Lösung in der Südsee
Es könnte ein Entwurf des US-Verpackungskünstlers Christo sein. Tatsächlich haben sich japanische Architekten der Shimizu Corporation diese überdimensionale Seerosenstadt ausgedacht – mit kompletter Infrastruktur und üppiger Vegetation. In der Südsee auf der Höhe des Äquators soll die klimafreundliche, selbstversorgende Trauminsel schwimmen. Dort gibt es viel Sonne und kaum Taifune. Das Fundament soll aus wabenförmigen, mit Wasser und Luft gefüllten Betonröhren bestehen, um so der Insel Auftrieb und Stabilität zu verschaffen. Die Technik haben die Japaner bereits bei schwimmenden Bohrinseln erprobt. Jede ihrer sogenannten grünen Flossen hat einen Durchmesser von drei Kilometern und einen Hauptwohnbezirk mit einem kelchartigen, 1000 Meter hohen Wohn- und Arbeitsturm, in und um den herum 40.000 Menschen wohnen sollen. 350 Hektar Nutzfläche bleiben den Bewohner, um ihre Lebensmittel zu produzieren. Baubeginn soll 2050 sein.

Stadt-Tomaten
Weil es Kosten und Energie spart, erobert die Landwirtschaft die Innenstädte. In Deutschland soll nun „inFarming“ beginnen, ein Erntesystem fürs Büro, in dem Pflanzen vom gereinigten Abwasser und der Abwärme der Gebäude gedeihen. „Wir wollen Dächer für den Anbau von Gemüse nutzen“, sagt Volkmar Keuter, der verantwortliche Leiter am Oberhausener Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik. Die Idee: Nach dem Job erntet der Angestellte noch im Gewächshaus auf dem Bürodach sein Gemüse. Auf einem Viertel der 1200 Millionen Quadratmeter deutschen Büroflachdächer könnten die Pflanzen gedeihen, rechnet Keuter vor. Sie würden in Städten jährlich rund 28 Millionen Tonnen CO2 binden. Das entspreche 80 Prozent der CO2-Emissionen von industriellen Betrieben in Deutschland. Erste Versuche laufen derzeit im Fraunhofer-Testhaus für neue Gebäudesysteme in Duisburg.

Superunkräuter und Powerwanzen
Gentechnisch veränderte Pflanzen schaden Bauern mehr als sie nutzen. Das ist das Fazit einer Studie von 20 führenden Umwelt- und Verbraucherschutzvereinigungen aus aller Welt, die auch Regierungen beraten. Dabei waren die Verheißungen groß: schmackhaftere Erdbeeren, weniger Unkrautvernichtungsmittel und höhere Erträge für Raps, Mais, Soja und Baumwolle. Sogar Welthunger, Klima- wandel und Bodenerosion sollten die Pflanzen zurückdrängen, deren Erbgut Biologen im Labor gezielt verändert haben. „Doch keines der Versprechen, das die Hersteller vor 20 Jahren zur Einführung der vermeintlichen Wunderpflanzen gaben, haben sie erfüllt“, heißt es in der Studie.
Stattdessen leiden Bauern unter negativen Auswirkungen: In Brasilien und Argentinien setzen sie auf ihren Feldern heute doppelt so viel Unkrautvernichtungsmittel ein wie auf konventionellen Feldern; auf Indiens Baumwollfeldern ist der Einsatz von Pestiziden sogar um das 13-Fache gestiegen. In China hat sich durch den Anbau von gentechnisch veränderter Baumwolle eine an sich harmlose Population von Wanzen verzwölffacht und bedroht jetzt die Pflanzen. In den USA, wo die meisten genmanipulierten Pflanzen wachsen, fördert ihr Anbau die Ausbreitung von Superun-kräutern, die Unkrautvernichtungsmitteln widerstehen.
Die drei großen Saatgutunternehmen Monsanto, Dupont und Syngenta kontrollieren heute mehr als zwei Drittel der weltweiten Saatgutverkäufe. Monsanto hat zudem 95 Prozent des indischen Saatgutmarktes für Baumwolle im Griff. Die Folge: Die Preise steigen stetig.

Erneuerbare Energien
11 Milliarden Euro haben die Deutschen beim Import von Brennstoffen wie Öl und Gas durch erneuerbare Energien 2011 eingespart. Ihr Anteil an der Stromversorgung lag im Jahr 2011 bei rund 20 Prozent. Das ergab eine Studie des Bundesverbandes Erneuerbare Energie.

Metropolen im Nachteil. Teilranking Umwelt
Freiburg ist internationales Vorbild. Hamburg punktet mit geringer Verkehrsdichte
Wer an Städte der Superlative denkt, kommt nicht unbedingt sofort auf Freiburg. Geht es aber um Ökoinnovationen, ist die südlichste Großstadt Deutschlands unschlagbar: Hier steht das erste Passiv-Hochhaus der Welt, wenige Kilometer entfernt betreibt der US-Pharmakonzern Pfizer eine international preisgekrönte Fabrik, die 90 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen deckt. Und das in Freiburg ansässige Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ist mit rund 1150 Mitarbeitern Europas größtes Solarforschungszentrum. "Freiburg hat mit den vielen Projekten nachhaltiger Stadtentwicklung globale Ausstrahlung", sagt ISE-Direktor Eicke Weber. Vergangenes Jahr kam sogar Thailands Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn, um sich über Solartechnik zu informieren.
Bald könnten weitere Superlative hinzukommen. Vor wenigen Tagen erst gaben das Land Baden-Württemberg und die Fraunhofer-Gesellschaft bekannt, in Freiburg ein Leuchtturmprojekt für grüne Energietechnologien einrichten zu wollen, gefördert mit 80 Millionen Euro für neue Forschungsinfrastruktur vor Ort.
Dieses Engagement beschert Freiburg im Nachhaltigkeitsranking erste Plätze in gleich drei Kategorien, darunter im Themenfeld Energie & Verkehr. Die 225 000 Einwohner "profitieren vor allem von den Anstrengungen in Sachen Energieeffizienz", sagt Jonas Dovern von dem Beratungsunternehmen Kiel Economics. Die Freiburger verbrauchen pro Kopf mit 1718 Kilowattstunden im Jahr weniger Strom als die Bürger der meisten anderen Städte.
Niedrige Pkw-Dichte

11 Prozent des Münchener Stadtgebietes sind Erholungsflächen wie Parks und Wiesen
Zugleich setzen sie intensiv auf Sonnenenergie: Die Erzeugungskapazität bei Solarthermie ist dort doppelt so hoch wie im Untersuchungsdurchschnitt. Und das Auto ist hier nur bei wenigen ein Statussymbol; mit 38 Fahrzeugen pro 100 Einwohner ist die Pkw-Dichte in der Uni-Stadt niedrig. Das aber dürfte kein Problem sein – die meisten Freiburger sind von ihren Wohnungen aus in wenigen Minuten an einem Bahnhof mit guter Fernverkehrsanbindung.
Kleinere Städte, wie Freiburg, sind allerdings nicht per se grüner. So schneidet auch die 1,8-Millionen-Metropole Hamburg bei Energie & Verkehr in fast allen Punkten überdurchschnittlich ab – und landet auf dem zweiten Platz. Punkten können die Hanseaten mit ihrer geringen Verkehrsdichte: Die Zahl der Autos pro Einwohner ist hier fast so niedrig wie in Freiburg – weit unter den Werten anderer Großstädte. Zudem ist das Radwegenetz der Hansestadt besser ausgebaut als in den meisten anderen Städten.
Nächstes Ziel: CO2-Neutralität
Trotz der guten Werte in dieser Teilkategorie reicht es für Hamburg nur für einen elften Platz im Gesamtranking. Punkte verlieren die Hanseaten durch eine desolate Performance im Bereich der Kinderbetreuung (Platz 48) und eine hohe Kriminalitätsrate. Außerdem recycelt keine Stadt weniger Hausmüll als Hamburg. Ein schwaches Bild für eine Metropole, die sich sonst gern mit der Bezeichnung "Umwelthauptstadt Europas" schmückt.
Die Städte auf den hinteren Rängen wiederum leiden unter hohem Stromverbrauch pro Einwohner (Saarbrücken), wenig abgerufenen Förderungsmitteln für Gebäudesanierungen (Krefeld) und langen Wegen zu den nächsten Fernbahnhöfen.
Während die Schlusslichter noch grüne Aufbauarbeit leisten müssen, denkt Freiburg schon wieder in die Zukunft. Die Stadt will sich in den nächsten Jahrzehnten nicht nur zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen mit Energie versorgen. Sie will bis 2050 zudem CO2-neutral sein.
Auch hier ist Freiburg schon recht weit: Zwischen 1992 und 2009 sind die Kohlendioxid-Emissionen der Badener um 18,5 Prozent gesunken.

Süden hängt Norden ab. Teilranking Soziales

3,3 Prozent verlassen die Schule ohne Abschluss - keine andere Stadt hat eine so niedrige Quote
Aachen und Freiburg liegen vorn – Essener haben die schmutzigste Luft
Wenn sich die Ingenieurstudenten der Eliteuniversität RWTH Aachen auf den Weg zur Vorlesung machen, unternehmen sie Tag für Tag eine Reise in die technologische Vergangenheit. Sie drängen sich in überfüllte Dieselbusse, die bei jedem Start eine kräftige Abgaswolke hinterlassen.
Das soll sich ändern. Die Aachener arbeiten an einer High-Tech-Stadtbahn, die ab 2019 ein wichtiger Baustein für das beginnende Elektrozeitalter werden könnte. Die Campusbahn – wie das 170 Millionen teure Projekt genannt wird – soll ihre Trassen streckenweise mit Elektrobussen teilen. An ihren Haltestellen planen die Ingenieure zudem Ladestationen für Elektroautos und batteriebetriebene Leih-Fahrräder. Zugleich sollen die Batterien in Bahnen und Bussen bei Bedarf auch überschüssigen Grünstrom speichern können.
Schärfere Feinstaubgrenzwerte

Universitätsstädte vorn. Teilranking Humankapital
Sollte es den Aachenern gelingen, das ambitionierte Projekt zu finanzieren, wird die 260 000-Einwohner-Stadt ihre Luft noch einmal deutlich verbessern. Schon jetzt belegt sie in der Kategorie Umwelt den zweiten Platz hinter Freiburg. Das ist der Lohn konsequenter Politik. Denn Aachen hat sich schon früh feste Umwelt- und Klimaziele gesetzt – und sie verfolgt.
Ähnlich wie die Freiburger müssen die Aachener höchst selten feinstaubverseuchte Luft atmen. Die Belastung mit den winzigen Partikeln liegt hier bei nur 60 Prozent des Durchschnittswerts des Rankings. Um hier noch besser zu werden, führte die Stadt schärfere Grenzwerte für Kleinfeueranlagen wie Pelletheizungen ein. Hintergrund: Alte Geräte stoßen laut einer Studie des Umweltbundesamts so viel Feinstaub aus wie der gesamte deutsche Autoverkehr.
Das aber reicht den Aachenern nicht. Im Sommer steigt regelmäßig die innerstädtische Ozonbelastung. Deshalb will die Stadt Grünflächen ausbauen – als eine Art urbane Klimaanlage. Die Planer wissen: Schon 100 Meter breite Parks oder Alleen können die Temperatur an heißen Tagen gegenüber benachbarten Gebäuden um bis zu vier Grad senken – und für Frischluftaustausch sorgen. Für den ersten Platz in der Kategorie Umwelt reicht es trotzdem nicht. Freiburg hat noch geringere Feinstaubwerte und eine höhere Müll-Recyclingquote.
Kleine Städte sind umweltfreundlicher
Deutschlands große Metropolen hingegen schneiden in Umweltfragen durchweg schlecht ab. Berlin landet im Ranking auf Platz 40, Hamburg belegt Rang 39, München schafft 35 und Köln 45. "Kleine Städte haben eine bessere Luftqualität, mehr naturnahe Flächen im Stadtgebiet und höhere Recyclingquoten", sagt Ökonom Dovern.
Am schlechtesten ist die Luft in Essen. Die Ruhrgebietsmetropole hat mit 44 Tagen, an denen der Grenzwert überschritten wird, die höchste Feinstaubbelastung aller untersuchter Städte – und eine katastrophale Stickstoffdioxidbelastung, die knapp 40 Prozent über dem Durchschnitt liegt.
Ansonsten verliert Essen, wie auch Gelsenkirchen, Herne und Krefeld, Punkte wegen Zersiedelung, viel Hausmüll und wenig Recycling. Von einer Lebensqualität, wie Aachen sie bietet, können die Bewohner dieser Städte nur träumen.

Gestapelte Gewächshäuser
Nahrungsmittel wie Kartoffeln oder Gurken könnten bald in städtischen Hochhäusern wachsen. Das würde Einsparungen an Kosten und Ressourcen wie Benzin und Strom bedeuten, die für den Transport von Lebensmitteln von den Feldern zum Konsumenten verbraucht werden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Selbst anbauen auf Dachfarmen
Die US-Universität New Jersey führte ein Studie zu in Metropolen angebautem Gemüse durch. Das Ergebnis ist überraschend: Auch großer Stadtverkehr schadet den angebauten Lebensmitteln nicht. Die eigene Ernte sei sogar gesünder als Gemüse vom Land. Vorreiter für Dachfarmen gibt es bereits New York.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Fruchtbarer Ackerboden
In Städten gibt es viel ungenutzte Fläche. Dieser Platz kann neben Hausdächern als Anbaufläche für Nahrung genutzt werden, oder...
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Fischen in der Stadt
... für stadteigene Fischfarmen. Auch hier könnten Transportkosten- und Wege eingespart werden.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Hydroponische Gewächshäuser
Da Städte wenig Anbaufläche bieten, kann der Anbau von Lebensmitteln in der Stadt nur mit hydroponischen Gewächshäusern funktionieren. Dort besteht der Nährboden nicht aus herkömmlicher Erde, sonder aus einer recyclebaren, wässrigen Nährlösung, die sich in Töpfen befindet. Diese Töpfe können, wie vom amerikanischen Vorreiter-Unternehmen Valcent praktiziert, in einem Gebäude platzsparend gestapelt werden. Ein Rotationsmechanismus würde jedes Gemüse mit ausreichend Licht versorgen.
Um eine Millionenstadt zu versorgen, bräuchte man mindestens 7000 große Gewächshäuser.
Illustration: Javier Martinez Zarracina

Ausgerechnet Bielefeld. Teilranking Transparenz und Engagement
München ist am sozialsten, Gelsenkirchener sterben am frühesten
Ob es nun die vielen Grünflächen der Stadt sind, die nahen Alpen – oder das gute Bier: München erlebt wundersame Geburtenrekorde: 2009 kamen mit 14 306 Babys erstmals so viele Kinder zur Welt wie vor dem Pillenknick in den Sechzigerjahren – 2011 folgte mit 14 714 Geburten noch ein Bestwert. Deutschlandweit dagegen zählten die Statistiker 2009 so wenig Babys wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Ein Grund für die anhaltende Aktivität in den Münchner Betten ist wohl, dass die Stadt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in vielen sozialen Belangen Maßstäbe setzt. Das spiegelt auch der WirtschaftsWoche-Nachhaltigkeitsvergleich wider, hier belegt München in der Kategorie Sozialkapital den ersten Platz. Während bei der Luftqualität Norddeutschland stark ist, dominiert im Sektor soziale Nachhaltigkeit der süddeutsche Raum: Augsburg folgt auf dem zweiten – Gesamtsieger Stuttgart auf dem dritten Platz.
In die Kategorie Soziales fließen unter anderem Indikatoren wie Kriminalität, Ärzteversorgung, Lebenserwartung und Anteil von Erholungsflächen ein. Überall erzielen die Bayern Bestnoten: München ist mit 7600 Delikten pro 100 000 Einwohnern im Jahr sicherer als alle anderen deutschen Großstädte.
Größere Sicherheit schafft Lebensqualität

Rang 10, Düsseldorf: Die Arbeitskosten sind in der Rheinmetropole überdurchschnittlich hoch (40.149 Euro, Rang 42), doch gleichzeitig punktet Düsseldorf mit der höchsten Produktivität Deutschlands. Jeder erwerbstätige Düsseldorfer erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 89.412 Euro. Die Arbeitgeber vor Ort bescheinigen zudem auch der Stadt ein gutes Wirtschaften. 52,5 Prozent der Unternehmen finden, dass die Stadtverwaltung sparsam und wirtschaftlich arbeitet (Rang 4). Daraus folgt: Düsseldorf ist die zehntbeste Stadt für Unternehmen.

Rang 9, Oldenburg: Die „Stadt der Wissenschaft 2009“ belegt in keiner Kategorie einen Spitzenplatz, liegt aber in den meisten Punkten über dem Durchschnitt. So ist die Mehrheit der Unternehmen mit der Kostenbelastung in Oldenburg zufrieden (52,0 Prozent, Rang 13); die Sparsamkeit der Stadtverwaltung wird von 44,3 Prozent der Arbeitgeber gelobt (Rang 8).

Rang 8, Freiburg: Der Gewerbesteuerhebesatz liegt in Freiburg bei 400 Prozent. Das ist der zweitniedrigste Wert im Bundesvergleich. 61,3 Prozent der Unternehmen sind zudem mit dem wirtschaftlichen Handeln und der Sparsamkeit der Stadtverwaltung zufrieden, ebenfalls Rang 2 im Städteranking 2011. Da die Produktivität aber unterdurchschnittlich ist, landet Freiburg im Unternehmens-Ranking nur auf Rang 8.

Rang 7, Magdeburg: Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts punktet mit den niedrigsten Arbeitskosten unter den deutschen Großstädten. Für Lohn- und Gehaltskosten, Lohnnebenkosten und Sozialleistungen zahlen die Unternehmen in Magdeburg durchschnittlich 29.021 Euro je Beschäftigtem. Zudem wird der Stadtverwaltung ein positives Zeugnis ausgestellt: 41,8 Prozent der Arbeitgeber sind mit deren Wirtschaftskompetenz zufrieden (Rang 13). Insgesamt landet Magdeburg damit auf Rang 7.

Rang 6, Hamm: Die Ruhrgebietsstadt galt einst als Hochburg des Bergbaus. Heute ist Hamm vor allem als Logistikstandort populär. Die Autobahnen 1 und 2 sowie drei internationale Flughäfen liegen schließlich in unmittelbarer Umgebung. Die Kostenbelastung für Unternehmen in Hamm ist überdurchschnittlich gering. 54,1 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 6. Auch die durchschnittlichen Arbeitskosten sind mit 33.346 Euro je Arbeitnehmer vergleichsweise gering (Rang 9).

Rang 5, Chemnitz: Die drittgrößte Stadt Sachsens ist die in Mitteldeutschland am stärksten industrialisierte Region. Neben den Kernbranchen Automobilindustrie und Maschinenbau sorgen zahlreiche Zulieferungsbetriebe in der Umgebung für Jobs. Die Arbeitskosten für Unternehmen sind sehr gering (29.458 Euro je Arbeitnehmer, Rang 2). Die Mehrheit der Arbeitgeber lobt zudem die Kostendisziplin der Stadtverwaltung (50,6 Prozent, Rang 6).

Rang 4, Osnabrück: Die Arbeitgeber in Osnabrück loben die Kostenbelastung für Unternehmen vor Ort. 61,5 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 2. Die Arbeitskosten liegen im oberen Mittelfeld (34.053 Euro je Beschäftigter, Rang 14), ebenso die Zustimmung der Unternehmen zu der Arbeitsweise der Stadtverwaltung (Anteil der Positivantworten: 41,6 Prozent, Rang 14).

Rang 3, Braunschweig: Früher war Braunschweig ein Zentrum der Konservenindustrie, heute haben bekannte Konzerne wie Volkswagen, Siemens und die Nordzucker AG Werke in der zweitgrößten Stadt Niedersachsens. Dessen Stadtverwaltung kann sich über die Bestplatzierung freuen: Mehr als zwei Drittel aller Arbeitgeber vor Ort (68,4 Prozent) halten das Wirtschaften der Stadt für lobenswert. In Sachen Arbeitskosten und Produktivität liegt Braunschweig aber nur im Mittelfeld (Rang 30 bzw. Rang 34).

Rang 2, Gelsenkirchen: Die Gelsenkirchener Arbeitnehmer sind mit den Produktionsbedingungen in ihrer Stadt hoch zufrieden. Die Stadtverwaltung wird für ihr Kostenbewusstsein gelobt (56,3 Prozent Positivantworten, Rang 7), positiv werden auch die Belastungen für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer gesehen (56,3 Prozent Positivantworten, Rang 4). Die Arbeitskosten bewegen sich mit 34.637 Euro je Arbeitnehmer im Mittelfeld (Rang 19), ebenso die Produktivität. Jeder Beschäftigte in Gelsenkirche erwirtschaftet ein BIP in Höhe von 63.550 Euro pro Jahr (Rang 19).

Rang 1, Ludwigshafen: Die Stadt in Rheinland-Pfalz ist über Deutschland hinaus als Sitz von BASF bekannt, dem größten Chemiekonzern der Welt. Das Dax-Unternehmen sowie die anderen Unternehmen vor Ort können sich über den geringsten Gewerbesteuerhebesatz im Vergleich freuen (360 Prozent, Rang 1). Auch in Sachen Produktivität belegt Ludwigshafen einen Spitzenplatz. Jeder Beschäftigte erwirtschaftet ein BIP in Höhe von 83.821 Euro im Jahr, Rang 3. Unterm Strich ist Ludwigshafen laut dem Städteranking 2011 im Auftrag von Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und Wirtschaftswoche die beste Stadt für Unternehmen.
Passiert in München doch einmal etwas, ist die Aufklärungsquote der Straftaten mit 60 Prozent überdurchschnittlich hoch. Daher liegt die bayrische Hauptstadt in Sachen Sicherheit – anders als die drei anderen Millionenstädte – unter den besten aller untersuchten Orte.
Und so bezeichnen die Münchner ihre Heimat wohl zu Recht als "sicherste Millionenstadt Europas".
Dafür haben sie viel getan. Die Verwaltung schickt mehr Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen in S-Bahnen und sorgt mit fast flächendeckenden Videokameras im öffentlichen Nahverkehr für Sicherheit. Zugleich hat München die Handynetzversorgung auf unterirdischen Bahnstrecken verbessert, damit die Menschen im Notfall Hilfe herbeitelefonieren können.
Auch beim Anteil öffentlicher Erholungsflächen liegt die Stadt auf einem guten sechsten Platz. Die Lebensqualität wirkt sich wiederum auf die Gesundheit aus: Münchner werden mit 81,5 Jahren recht alt – und erreichen fast das Top-Niveau der Stuttgarter, die 81,8 Jahre alt werden. Am frühesten sterben die Menschen in Gelsenkirchen: im Schnitt mit 77,5 Jahren.

Großstädte führen. Teilranking ökonomische Nachhaltigkeit
Mainz und Freiburg vorn, Hamburg schwach bei Kinderbetreuung
Universitäten bieten nicht nur Aufstiegschancen im akademischen Umfeld. Sie ziehen meist auch wachstumsorientierte Unternehmen an. Die wiederum schaffen Arbeitsplätze für hoch Qualifizierte und sorgen damit für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Das zeigt auch der WirtschaftsWoche-Nachhaltigkeitstest, dessen Kategorie Humankapital vor allem von Städten mit Top-Universitäten angeführt wird. Darin bündeln die Wissenschaftler Kennzahlen wie die Arbeitslosenquote, das Ausbildungsplatzangebot oder den Anteil von Schulabgängern mit Hochschulreife.
Dabei fällt neben dem erstplatzierten Freiburg vor allem Mainz als besonders bildungsfreundlich auf: In der 200 000-Einwohner-Stadt liegt die Zahl der Studenten mit 190 pro 1000 Einwohner so hoch wie kaum irgendwo sonst. Zudem ist die Arbeitslosenquote mit 5,8 Prozent deutlich niedriger als in vielen anderen Top-50-Orten. Mainz führt außerdem mit einem sehr niedrigen Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss: Es sind nur 3,3 Prozent.
Universitäten schaffen Vollbeschäftigung
Doch die Stadt will noch besser werden: Schon heute gehört die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) laut verschiedener Ranglisten zu den forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands. Und gerade befindet sich die Uni in der letzten Runde des bundesweiten Wettbewerbs Exzellenzinitiative. Bekommen die Mainzer den Zuschlag, können sie auf weitere Millionenzuschüsse hoffen.
Ähnliche Zusammenhänge zwischen Bildung und einer guten Arbeitsmarktlage lassen sich auch in Freiburg beobachten. Unter Berufseinsteigern herrscht hier Vollbeschäftigung: Weniger als zwei Prozent der 15- bis 25-Jährigen haben keinen Job. Auf einen so niedrigen Wert kommt keine andere der 50 größten deutschen Städte. Auch für ältere Freiburger dürfte die Angst vor dem Jobverlust kaum Thema sein; die allgemeine Arbeitslosenquote ist mit 5,6 Prozent sehr niedrig.
Probleme mit dem Humankapital
Außerdem gibt es in Freiburg überdurchschnittlich viele Wissenschaftler: In keiner anderen Top-50-Stadt ist die Zahl der Forschungsinstitute mit 3,6 pro 100 000 Einwohner so hoch wie hier.
Gute Universitäten allein aber reichen nicht für eine Top-Note beim Humankapital. Die Städte müssen auch die Kleinsten im Blick behalten und eine gute Kinderbetreuung organisieren. Hier landen Rostock, Freiburg und Münster auf den ersten Plätzen – Mainz schafft es auf Rang zwölf. Am schwierigsten ist es für junge Eltern in Hamburg, Oberhausen und Lübeck.
Die Verlierer der Kategorie Humankapital eint, dass sie in fast allen Feldern die rote Laterne tragen. In Gelsenkirchen ist nicht nur die Arbeitslosigkeit am höchsten. Auch der Studentenanteil ist gering, ebenso die Zahl der Schulabgänger mit Hochschulreife. Viele der Verliererstädte haben zudem Probleme, Kinder aus Migrantenfamilien schulisch optimal zu fördern. In Duisburg etwa stammen, gemessen an allen Schulformen, zwar 27 Prozent der Schüler aus diesen Familien – unter den Gymnasiasten sind es aber nur neun Prozent.
Bielefeld informiert offensiv – Freiburg verspielt den ersten Platz
Auch wenn in Internet-Foren die Existenz Bielefelds scherzhaft angezweifelt wird: Im Nachhaltigkeitsranking führt ausgerechnet diese Stadt die Kategorie Transparenz & Engagement an. Dieser Indikator ist wichtig, um die Städte miteinander vergleichen zu können. Denn die Nachhaltigkeit von Kommunen lässt sich von außen nur schwer einschätzen. "Umso wichtiger ist es, dass die Verwaltungen detailliert über ihre Aktivitäten informieren und vergleichbare Werte veröffentlichen", sagt IfW-Ökonom Wilfried Rickels. "Daneben bekommen Städte in dieser Kategorie Punkte, die das nachhaltige Engagement der Bürger am stärksten fördern."
Rege Kommunikation mit den Bürgern
Bielefeld sammelt dabei die meisten Punkte. Die 320 000-Einwohner-Stadt veröffentlicht regelmäßig CO2-Bilanzen, kommuniziert mit Bürgern zu grünen Themen in sozialen Netzwerken und betreibt einen Web-Auftritt, der über alle Nachhaltigkeitsaktivitäten informiert. Die Stadt verleiht zudem Umweltpreise und stärkt mit Aktionen wie dem "Tag der Erneuerbaren Energien" das Bewusstsein für das Thema.
Nicht so Freiburg: Die Badener haben beispielsweise keine Energieeffizienz-Zertifizierung nach dem international anerkannten European Energy Award der EU. Bielefeld wird darin mit Goldstandard eingestuft. Zudem informiert Freiburg weniger über Nachhaltigkeitsaktivitäten und verliert so entscheidende Punkte.
Düsseldorf schuldenfrei – mit mittelmäßigen Umweltwerten. Halle am ärmsten
Nachhaltigkeit – der Begriff gilt vielen als reiner Ökoindikator. Zu Unrecht, denn was bringen einer Stadt grüne Wiesen und saubere Luft, wenn die Bürger keinen Job finden? Wenn die nachfolgenden Generationen keine Chance haben, lebenswerte Existenzen aufzubauen – und wegziehen?
Daher ist die ökonomische Nachhaltigkeit ein wichtiger Indikator für jede Stadt. Dafür haben die Kieler Wissenschaftler neben der Wirtschaftsleistung auch das verfügbare Einkommen und die Produktivität der Bürger gemessen – vor allem aber den kommunalen Schuldenstand, die Zahl der Unternehmensgründungen und den Anteil der Beschäftigten in kreativen und wissensintensiven Branchen.
Sieger der Kategorie ist Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Hauptstadt liefert Bestwerte bei fast allen Aspekten ökonomischer Nachhaltigkeit: Rang eins bei Produktivität, Platz zwei bei der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung mit 72 000 Euro – und ein erster Rang bei den öffentlichen Finanzen: Obwohl die 590 000-Einwohner-Stadt von Pleitekandidaten umstellt ist, wirtschaften die Düsseldorfer seit 2007 praktisch schuldenfrei. Doch so erfolgreich sich die Stadt um solide Finanzen bemüht, so sehr hapert es in den Kategorien Umwelt, Energie und Soziale Nachhaltigkeit. Hier reicht es nur für mittelmäßige Werte und Platz 13 im Gesamtranking.
Norddeutsche Städte zu hoch verschuldet
Etwas besser ergeht es Frankfurt am Main. Die Stadt hat mit knapp 80 000 Euro nicht nur das höchste Pro-Kopf-Einkommen. Sie ist auch bei Unternehmensgründungen und -zuzügen in Relation zur Einwohnerzahl mit knapp 200 pro 10 000 Einwohnern im Jahr führend. Die Hauptstadt Berlin, die sich gerne als das neue Gründer-Zentrum Deutschlands präsentiert, kann da nicht mithalten.
Schlusslicht ist Halle. Die 230 000 Einwohner haben mit knapp über 15 000 Euro pro Kopf eines der geringsten verfügbaren Einkommen aller Vergleichsstädte. Und auch die Steuereinnahmen liegen am unteren Ende. Einziger Lichtblick: Mit 1100 Euro pro Kopf weist die Stadt keinen übermäßigen Schuldenstand auf. Sie liegt sogar 40 Prozent unter dem Schnitt aller Städte.
Schwächste westdeutsche Stadt der Wirtschaftskategorie ist Lübeck. Die Norddeutschen überzeugen bei keinem Indikator – und sind zudem hoch verschuldet.












