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GentechnikPro und Contra: Klon-Fleisch aus der Kühltheke

Amerikanische Supermärkte verkaufen erstmals Fleisch geklonter Tiere. Bald könnte Klon-Fleisch auch in deutschen Kühltheken landen – und wir würden es nicht einmal merken. wiwo.de hat zwei Experten gefragt: Halten Sie das Klonen von Nutztieren für sinnvoll, oder sehen Sie Gefahren für Mensch und Umwelt? Diskutieren Sie mit!Redaktion: Sebastian Schulte 31.01.2009 - 05:00 Uhr

Peter Liese (CDU, MdEP), Leiter der Arbeitsgruppe Bioethik der europäischen Christdemokraten: Das Klonen von Tieren sollte nur in ganz seltenen, streng kontrollierten Ausnahmefällen möglich sein.

Peter Liese

Foto: unbekannt

Im Prinzip ist das Klonen von Tieren Tierquälerei. Das Klonschaf "Dolly" und viele andere geklonte Säugetiere weisen zahlreiche Schäden und Krankheiten auf. Es ist keinesfalls auszuschließen, dass diese Häufung von Schäden und Krankheiten auch dazu führt, dass das Fleisch von geklonten Tieren weniger gesund ist als anderes Fleisch.

Für Forschungszwecke fordern wir kein totales Klonverbot, denn wenn es um die Bekämpfung von lebensgefährlichen Krankheiten geht, muss man auch das Leiden von Tieren notfalls akzeptieren, sofern es keine Alternative dazu gibt. Hier müssen aber strenge Kontrollen gelten, damit Tiere nicht unnütz leiden.

Und schließlich muss man berücksichtigen, dass die "Perfektionierung" des Klonens von Tieren auch zu Erkenntnissen führt, die das Klonen von Menschen leichter machen.

Interview mit Peter Liese "Ich würde Klon-Fleisch nur im Notfall essen"

Eckhard Wolf

Foto: unbekannt

Professor Eckhard Wolf vom Genzentrum der Universität München: Das Klonen von Tieren wird derzeit vor allem im Kontext von „Klon-Fleisch“ kontrovers diskutiert. Dabei ist das Klonen viel zu ineffizient und zu teuer, um es für die Produktion von Nahrungsmitteln verwenden zu können. Darüber hinaus ist es für diesen Zweck auch gar nicht notwendig.

Im Gegensatz dazu ist das Klonen für die biomedizinische Forschung ein nützliches Verfahren, mit dem der Funktionszustand einer spezialisierten Zelle so verändert („reprogrammiert“) werden kann, dass sich daraus pluripotente Zellen („Alleskönner“) oder sogar vollständige Lebewesen entwickeln können. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind unter anderem für die Stammzellforschung und die Tumorbiologie von großer Relevanz.

Das Klonen bedeutet per se keine genetische Veränderung, geklonte Tiere sind also grundsätzlich keine gentechnisch veränderten Organismen. Letztere entstehen nur, wenn man als Ausgangsmaterial für das Klonen gentechnisch veränderte Zellen verwendet. In dieser Kombination hat man über das Klonen erstmals die Möglichkeit, Tiere mit gezielten Veränderungen im Erbgut zu erzeugen.

Genetisch modifizierte Tiere spielen in der biomedizinischen Forschung eine zunehmend bedeutsame Rolle. Wichtige Anwendungsgebiete sind die Erzeugung von Tiermodellen für die Erforschung von Krankheitsmechanismen, die Entwicklung und Validierung neuer Therapieansätze, die Herstellung therapeutisch wirksamer Substanzen in Geweben oder Körperflüssigkeiten transgener Tiere (Gene Farming) sowie die Nutzung tierischer Gewebe als Ersatz für erkrankte Gewebe menschlicher Patienten.

In der jüngsten Vergangenheit wurden beeindruckende Ergebnisse erzielt:

ein Schweinemodell für Mukoviszidose, das große Übereinstimmungen mit der menschlichen Erbkrankheit zeigt und daher für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden geeignet ist,transgene Rinder, die polyklonale humanisierte Antikörper (darunter wird ein aus dem Serum von immunisierten Säugetieren gewonnenes und aufgereinigtes Gemisch aus verschiedenen Antikörpern bezeichnet, das von bestimmten Zellen produziert wird, die alle gegen dasselbe Protein gerichtet sind; d. Red.) für verschiedenste Anwendungen (beispielsweise Behandlung von Tumoren oder therapieresistenten Infektionen) synthetisieren odergenetisch veränderte Schweine, deren Organe im Primatenmodell über Monate bestehen und lebenserhaltende Funktionen leisten können.

Diese Modelle tragen dazu bei, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung erheblich sicherer und schneller in die klinische Anwendung umzusetzen, da aufgrund ihrer anatomischen und physiologischen Ähnlichkeiten zum Menschen Wirkungen und Risiken neuer Behandlungsmethoden besonders gut vorhergesagt werden können.

In der landwirtschaftlichen Tierzucht wird das Klonen auf absehbare Zeit auf wenige Spezialanwendungen beschränkt bleiben. So können beispielsweise von besonders wertvollen Zuchttieren geeignete Zellen für das Klonen konserviert und im Bedarfsfall als „Lebensversicherung“ verwendet werden. Diese Strategie eignet sich auch zur Konservierung von genetischen Material seltener oder vom Aussterben bedrohter Rassen oder Arten. Es besteht jedoch kein Grund zur Befürchtung, dass die Tierzucht künftig in nennenswertem Umfang über das Klonen laufen werde.

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