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Bisphenol AIn unserem Blut fließt Plastik

Durch die Luft, über die Haut und vor allem über die Nahrung nehmen die Menschen mehr Plastik denn je auf. Studien deuten drauf hin, dass Krebserkrankungen, Fettleibigkeit und Unfruchtbarkeit darauf zurückzuführen sind. Über das Gift in unseren Adern.Meike Lorenzen 30.10.2013 - 16:05 Uhr

80 Prozent der Lebensmittel aus deutschen Supermärkten kommen mit Plastik in Berührung.

Foto: Fotolia

Der Blick in den Einkaufswagen zeigt: Mutter Erde ist in den vergangenen 60 Jahren zu einem Plastik-Planeten verkommen. Der Salat im Supermarkt ist hygienisch sauber abgepackt, der Käse in beschichtetes Papier eingewickelt. Der Joghurt ruht in kleinen Bechern und das Mineralwasser ist in PET-Flaschen abgefüllt. 80 Prozent der im Supermarkt verfügbaren Waren kommt mittlerweile mit Plastik in Kontakt. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts haben Kunststoffe einen regelrechten Siegeszug hingelegt. Die Industrie schätzt das Material als stabil, leicht und individuell einsetzbar. Schon bei niedrigen Temperaturen lässt sich Plastik formen. Die Herstellung der Verpackungen ist entsprechend kostengünstig.

Weit über 280 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich weltweit produziert, 19,5 Millionen davon allein in Deutschland. Entsprechend häufen sich die Müllberge. Inzwischen gibt es sechs Mal mehr Plastik als Plankton im Meer. Und selbst vor dem menschlichen Körper macht das Material nicht halt. Studien haben gezeigt, dass in unserem Blut und Urin mittlerweile Bestandteile von Plastik schwimmen.

„Die Menschen in den industrialisierten Staaten sind mittlerweile zu über 90 Prozent chronisch mit Bisphenol A (BPA) belastet, also sozusagen ‚plastiniert‘“, sagt Dieter Swandulla, Institutsdirektor der Physiologie II an der Universität Bonn. „In nahezu jeder Urinprobe lassen sich nennenswerte Konzentrationen von BPA nachweisen.“ Das Bisphenol A gilt als besonders gesundheitsschädlich. „Dabei handelt es sich um ein synthetisches Hormon, das östrogene Wirkung hat. Man hat herausgefunden, dass seine Aufnahme zu Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen führen kann“, erklärt Swandulla.

Inhaltsstoffe in Kosmetik

Wie wir uns täglich selbst vergiften

von Meike Lorenzen

Eingang in das Plastik erhält BPA durch den chemischen Prozess, der kleine Erdöl- oder Erdgas-Molekülen in eine lange Molekülkette verwandelt. Dabei fügt die Industrie in der Regel bestimmte Stoffe (Monomere) hinzu, die das Material besonders hart machen soll. „Bisphenol A ist so ein Monomer, das für Polykarbonat und Epoxidharze als Ausgangsprodukt dient“, sagt Swandulla.

Ohne BPA wäre Hartplastik nicht denkbar. Es ist die meistproduzierte Chemikalie der Welt. Sie kommt in vielen Alltagsprodukten, wie Konservendosen, CDs, Autoarmaturen, Zahnfüllungen, Spritzen und Spielzeug vor. Außerdem findet sich der Stoff auf Thermopapier, aus dem zum Beispiel Kassenzettel oder Zugtickets gedruckt werden. Und über all diese Produkte findet er seinen Weg in unsere Körper.

„Das BPA ist sehr gut fettlöslich. In den Körper gelangt es sowohl über die Nahrung, als auch über die Haut. Es kann sogar mit dem Hausstaub über die Atmung in unseren Körper gelangen“, so Swandulla. Neueste Untersuchungen zeigen, dass es vor allem sehr gut über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Und das bleibt nicht ohne Folgen.  

Nase hochziehen ist gefährlich

Im Volksmund heißt es häufig, Schleim durch die Nase hochzuziehen sei nicht nur unhöflich und unappetitlich, sondern zudem auch gefährlich, da der Schleim sich in den Nasennebenhöhlen einniste. Mediziner Carsten Lekutat widerlegt diese Behauptung ganz klar: nicht das Hochziehen des Schleims, sondern zu kräftiges Schnäuzen birgt Gefahren. Denn der dabei entstehende Druck leitet den Schleim aus der Nase im schlimmsten Fall in die Nebenhöhlen oder durch einen Kanal im Nasen-Rachen-Raum ins Mittelohr. Auch wenn das Naseputzen wohl manierlicher ist, gesünder ist es nicht.

Carsten Lekutat ist Arzt und hat das Buch "Halbwahrheiten der Medizin" geschrieben

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Ungerades Sitzen ist schlecht für den Rücken

Diese Volksweisheit ist nicht wahr. Nicht striktes gerades Sitzen, sondern dynamisches Sitzen ist entlastend für den Rücken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass entgegen der landläufigen Meinung eine um 135 Grad nach hinten geneigte Rückenlehne optimal für den Rücken ist, da die Bandscheiben in dieser Position am meisten geschont werden. Genauso wichtig für die Funktionstüchtigkeit der Gelenke ist allerdings konstante Bewegung, um für die nötige Durchblutung des Knorpel- und Bandscheibengewebes zu sorgen.

Foto: CLARK/obs

Zähne putzen nach dem Essen beugt Karies vor

Eine landläufige Meinung besagt: „Nach dem Essen das Zähneputzen nicht vergessen!“ Naheliegend ist dies allemal, da sich in harten Zahnbelägen Karies auslösende Bakterien in Hülle und Fülle tummeln. Über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden in Säuren umgewandelt und greifen den Zahn an. Doch laut Dr. Carsten Lekutat ist das sofortige Zähneputzen nach der Nahrungsaufnahme kontraproduktiv. „Wenn wir direkt nach dem Essen munter drauflos schrubben, zerstören wir also mit unserer Zahnbürste nicht die Kariesbakterien, sondern den Zahnschmelz, die wichtigste Schutzschicht der Zähne“, erklärt der Mediziner. Nach einer Mahlzeit sollte man sich also auf den Speichel als natürlichen Bakterienschutz verlassen und frühestens eine halbe Stunde später – wenn die Säure neutralisiert ist - zur Zahnbürste greifen.

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Bei grünem Nasenschleim muss ein Antibiotikum her

Dass man das Ausmaß von Atemwegserkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen an der Farbe des Nasenschleims erkennt, ist nichts weiter als ein Mythos. Wie eine britische Studie belegt, wurde bei derartigem Schleim zwar deutlich häufiger ein Antibiotikum verschrieben als bei klarem Ausfluss. Die Art der Erkrankung zeigt dieser jedoch nicht an, da er laut Lekutat sowohl bei bakteriellen als auch viralen Entzünden auftritt. Außerdem trat eine Besserung der Symptome – unabhängig ob Gabe von Antibiotikum oder nicht – immer nach sieben Tagen ein. Über die Notwendigkeit einer Behandlung mit Antibiotikum sagt die Verfärbung also nichts aus. Die meisten Entzündungen klingen ohne ärztliche Therapie nach wenigen Tagen von alleine ab.

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Fingerknacken verursacht Gelenkbeschwerden und Rheuma

Das Knacken mit den Fingern wird als gefährlich deklariert. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, es rufe Gelenkbeschwerden oder gar Rheuma hervor. Ganz ungefährlich ist das Knacken zwar nicht, denn es kann Schwellungen am Finger hervorrufen und die Kraft in den Händen verringern. Schädlich für die Gelenke ist das nervöse Zerdrücken der Finger jedoch auch nicht. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Castellanos und Axelrod in einer 1990 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Chirotherapeuten setzen es sogar als Behandlungsmethode gezielt ein, um Blockaden zu lösen, die durch untrainierte Gelenke entstehen. Fingerknacken sorgt also allenfalls für kurzweilige Schwellungen oder kraftlose Hände, nicht aber für rheumaartige Beschwerden. Wer das Knacken als Mittel zum Stressabbau betreibt, kann und sollte aber definitiv auf gesundheitsfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel Autogenes Training oder Yoga zurückgreifen.

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Ein Schnaps nach dem Essen regt die Verdauung an
Dieser Glaube zählt zu den meist verbreiteten. Fakt ist jedoch: Alkohol hemmt die Verdauung. Er lenkt die Leber vom Verdauen der Speisen ab und behindert sogar die Magenentleerung. "Bei Völlegefühl ist ein Spaziergang oder ein warmer Tee sinnvoll. Vorbeugend hilft natürlich auch, maßvoll zu essen", weiß Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Wechselduschen stärken das Immunsystem

„Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben bis ich sterbe“, sagte einst Sebastian Anton Kneipp, der Erfinder der bekannten Wasserkur. Von Medizinern bewiesen ist zumindest, dass Wechselduschen einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Eine Studie der Universität Jena kam zu dem Ergebnis, dass Patienten mit chronischer Bronchitis nach einer zehnwöchigen Wasseranwendung nach Kneipp eine um 13 Prozent gestärkte Immunabwehr entwickelt hatten und die Zahl der Infektionen zurückging.

Außerdem sprechen Forscher von einem „Lerneffekt des Körpers“. Durch das Gewöhnen an Temperaturwechsel kann der Organismus auch besser mit ihnen umgehen. Regelmäßige Wechselduschen wirken sich laut Facharzt Carsten Lekutat dreifach positiv aus: sie beleben, stärken das Immunsystem und mindern das Infektionsrisiko.

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Beim Sprung ins kalte Wasser bleibt das Herz stehen
„Einem gesunden Herzen kann der Sprung ins kalte Wasser nichts anhaben. Sonst wäre auch vom kalten Bad nach dem Saunagang abzuraten.

Menschen mit Gefäß- und Herzerkrankungen sollten den plötzlichen Temperaturwechsel jedoch vermeiden, da dabei Herz und Kreislauf zu stark beansprucht werden könnten“, erklärt Thomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel. Allgemein ist es ratsam, sich langsamer abzukühlen, um den Kreislauf nicht unnötig zu belasten.

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Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien, die schnell wieder zugeführt werden sollten. Salzstangen und Cola sind dafür allerdings nicht optimal: Das Koffein in der Cola kann besonders bei Kindern den Durchfall noch verstärken. Zu viel Zucker entzieht dem Körper weiteres Wasser sowie Kalium, wie eine Studie des "Internal Journal of Clinical Practice" zeigt. Besser eignen sich leicht gesüßte Tees und Elektrolytelösung aus der Apotheke.

Auch die Salzstangen bringen nicht viel, Zwieback hilft dem Körper besser, wieder zu Kräften zu kommen.

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Schnarchen nervt, ist aber unbedenklich
Gelegentliches oder erkältungsbedingtes Schnarchen ist unbedenklich. Regelmäßige Schnarcher sollten sich aber von einem Arzt durchchecken lassen: „Beim krankhaften Schnarchen verengt sich der Rachen stark und es gelangt nur wenig Luft in die Lunge. Das löst Atemaussetzer aus – ohne, dass der Schlafende dies bemerkt. Die verringerte Sauerstoffzufuhr führt zu einer Unterversorgung des Gehirns und anderer Organe“, warnt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Obst und Gemüse schützen vor Krebs

Wer sich gesund ernährt und mehr Gemüse als Fleisch isst, der tut seinem Körper etwas Gutes. Doch ein konkreter Schutz vor Krebs ist das nicht. Das ergab eine Studie von Hsin-Chia Hung und Walter Willet von der Harvard University Boston, die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde. Die Probanden, die mehr Obst und Gemüse aßen, hatten jedoch ein geringeres Herzinfarktrisiko.

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Dunkle Schokolade macht nicht so dick

Das stimmt leider nicht. Egal, wie dunkel die Schokolade ist, sie besteht in erster Linie aus Kakaobutter, Zucker und Kakaomasse. Im Gegensatz zu Milchschokolade enthält dunkle Schokolade keine Milch, folglich auch keinen Milchzucker - und auch insgesamt meist weniger zugesetzten Zucker. Die Kalorienzahl ist durch den hohen Fettgehalt aber vergleichbar mit der der Milchschokolade.

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Kaffee trocknet den Körper aus

Nein, Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Koffein wirkt allerdings harntreibend: Wer viel Kaffee trinkt, muss also öfter die Toilette aufsuchen. Das bedeutet aber nicht, dass er dabei mehr Flüssigkeit verliert, als er mit dem Bürokaffee aufgenommen hat.

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Wasser und Steinobst zusammen verursachen Bauchschmerzen
Früher stimmte das. Das Trinkwasser enthielt häufig Bakterien, die in Kombination mit dem Obst im Magen zu gären begannen. Die Folge waren Beschwerden wie Bauch- und Magenschmerzen. „Bei der heutigen Trinkwasserqualität in Deutschland ist das jedoch nicht mehr zu befürchten“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Pro Tag zwei Liter Wasser trinken

Es ist richtig, dass der Mensch "ausreichend" Flüssigkeit braucht. Er muss aber nicht zwangsläufig zwei Liter in Form von Wasser trinken. Auch Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten Flüssigkeit. Außerdem hängt der Flüssigkeitsbedarf von vielen Faktoren ab, etwa wie heiß es ist, wie viel der Mensch wiegt und ob man sich körperlich stark anstrengt. Pauschal eine Menge von zwei Litern zu empfehlen, ist wenig sinnvoll. Zu viel Wasser kann dem Körper auch schaden. Wer ein normales Durstgefühl hat, nimmt automatisch genug Flüssigkeit zu sich.

>> Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum richtigen Trinken.

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Jodmangel schädigt die Schilddrüse
Obwohl sie sehr klein ist, ist die Schilddrüse eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper. Um reibungslos zu arbeiten, benötigt sie Jod. Das ist nicht nur im bekannten Jodsalz und damit hergestellten Produkten, sondern vor allem in Seefisch enthalten. „In der Regel nehmen wir über die Nahrung ausreichend Jod auf. Spezielle Präparate können unterstützend wirken. Darüber entscheidet jedoch am besten ein Arzt. Schaden nimmt die Schilddrüse nur bei einem extremen, langanhaltenden Jodmangel“, erläutert Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Cholesterin ist ein lebensnotwendiger, natürlicher Stoff und kein Schadstoff. Der Körper produziert selbst Cholesterin und stoppt die Produktion, wenn zu viel Cholesterin in Form von Nahrung aufgenommen wird. Nur wer eine Cholesterin-Stoffwechselstörung hat muss auf seine Ernährung achten. Alle anderen können so viele Frühstückseier essen, wie sie wollen.

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Cholesterin schädigt das Herz
Die Cholesterinart ist entscheidend: Das schädliche LDL-Cholesterin lagert sich in den Gefäßwänden ab. In erhöhter Form können diese Fetteinlagerungen Arteriosklerose und Herzkrankheiten begünstigen. HDL-Cholesterin dagegen löst das Fett wieder aus den Gefäßwänden und transportiert es aus dem Körper. Die Konzentration des HDL-Werts sollte deshalb wesentlich höher liegen. „Ab welchem Wert ein LDL-Cholesterin-Spiegel bedenklich erhöht ist, hängt vom Einzelfall ab. Präventiv wirken eine ausgewogene, fettarme Ernährung und ausreichend Bewegung“, sagt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel.

>> Zehn wissenswerte Fakten rund um Cholesterin und andere Fette finden Sie hier.

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Im Alter wächst Krebs langsamer
„Hier trifft oft das Gegenteil zu, Krebs kann im Alter aggressiver und schneller wachsen“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg. Der Grund: Bei vielen älteren Menschen sind die Abwehrkräfte bereits durch andere Erkrankungen geschwächt – der Körper hat den Krebszellen dadurch nicht mehr so viel entgegenzusetzen. Dabei spielt aber auch die Krebsart eine wichtige Rolle.

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Salz ist ungesund

Das stimmt nur, wenn Sie zu den sogenannten salzsensitiven Menschen zählen. Bei denen kann der häufige Genuss von stark gesalzenen Speisen zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Betroffen ist etwa jeder vierte Deutsche. Da die Mehrheit der Menschen also nicht salzsensitiv ist, müssen sie auch nicht auf Salz verzichten.

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Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser

Immer wieder hört man, es sei besser fünf kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, als die drei großen Klassiker Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde ist es völlig egal, wann man isst. Wer mit fünf „kleinen“ Mahlzeiten am Tag abnehmen möchte, läuft jedoch schnell Gefahr, zu viele Kalorien aufzunehmen. Wer sich an feste Mahlzeiten hält, behält besser den Überblick über die Gesamtmenge der aufgenommenen Kalorien.

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Am Abend essen macht dick

Ob wir zu- oder abnehmen liegt an der Menge der Kalorien, die wir zu uns nehmen und nicht am Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Mehrere Studien haben widerlegt, dass Stoffwechselvorgänge am Abend ruhen und daher, wer abends mehr isst, schneller dick wird.

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Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns

Zwar keine Ernährungsweisheit, aber ein Gesundheitsmythos ist, dass der Mensch gar nicht die volle Leistung des Gehirns ausschöpfe. Einmal heißt es 10 Prozent, ein andermal 25 Prozent. Mehr unserer Hirnkapazitäten nutzen wir nicht? Doch, tatsächlich nutzt der Mensch alle Bereiche seines Gehirns. Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine inaktiven Teile gibt. So verführerisch der Gedanke an noch ungenutzte Areale und Möglichkeiten wie Telepathie und Telekinese sein mag, sie bleiben Fantasterei.

>> Hier finden Sie weitere spannende Mythen rund um unser Gehirn.

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Beiersdorf

46 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

bekannteste Marken: Nivea, 8x4

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Procter & Gamble

46 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Wella, Head & Shoulders

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L'Oréal

45 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Garnier, L'Oréal Men Expert

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Cosnova

44 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Essence, Catrice

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Coty

39 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Lancaster, Manhattan

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Henkel

30 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Schwarzkopf, Syoss

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Rossmann

27 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Alterra, Isana

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Mibelle

22 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Zoé, I AM

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Unilever

19 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Dove, DuschDas

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DM

17 Prozent der Produkte sind mit hormonell wirkenden Substanzen versehen.

Bekannteste Marken: Alverde, Balea

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Dass die Chemikalie schon ab einer kleinen bis mittleren Dosierung gesundheitsschädigend sein kann, haben Studien des Wissenschaftlers Frederick vom Saal erst Mitte der 90er Jahre belegt. Danach würde der Stoff die Spermienproduktion verringern, die Entwicklung des Gehirns beeinflussen, das Gewicht der Prostata erhöhen und eine Veränderung des Erbguts bewirken. Damit stellte der Forscher die bis dahin geltende wissenschaftliche Regel „Die Dosis macht das Gift“ auf den Kopf. Anders als bis dahin angenommen, wird BPA in geringen Mengen sogar stärker als in großen.

Nur drei Jahre später fand die Molekularbiologin Patricia Hunt Hinweise darauf, dass Bisphenol A zu Störungen im Erbgut führen könnte. Das Phänomen beobachtete sie bei Mäusen, die neue Plastikkäfige mit Plastikwasserflaschen aus Polykarbonat erhalten hatten. In anschließenden Tests zeigte sich, dass die Chromosomenschäden an den Weibchen über Generationen wirkten. Diese Defekte seien für Fehlgeburten verantwortlich.

Darüber hinaus hat Dieter Swandulla von der Universität Bonn erst im Dezember in einer Studie gezeigt, wie Enzyme und Transportproteine in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Durch Experimente an Gewebeproben von Mäusen und Menschen konnten er und sein Team feststellen, dass BPA für die Zellfunktion wichtige Kalzium-Kanäle in der Zellmembran blockiert. Durch diese Kanäle strömt das Kalzium in die lebenden Zellen, wodurch etwa die Kontraktion der Herzmuskelzellen oder die Kommunikation von Nervenzellen untereinander gesteuert wird.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace 141 Kleidungsstücke der verschiedensten Marken von unabhängigen Labors auf Schadstoffe testen lassen. Dabei fanden die Textilprüfer in 89 der 141 T-Shirts, Jacken und Hosen Nonylphenolethoxylate (NPE). Diese NPE kamen oftmals in industriellen Reinigungsmitteln vor, sind aber seit 25 Jahren innerhalb der EU als Bestandteil von Reinigern verboten, weil sie zu giftigem Nonylphenol abgebaut werden.

Die giftigen Stoffe wurden beispielsweise in sechs von zehn Kleidungsstücken der Marke Zara gefunden. Außerdem fanden die Prüfer in zwei der zehn T-Shirts krebserregende Amine. Amine wurden insgesamt in zwei der 134 Artikel in Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze von 5 mg/kg gefunden: "Beide Produkte wurden in Pakistan für Zara hergestellt und im Libanon und in Ungarn verkauft", heißt es in der Greenpeace-Studie.

Auf ihrer Homepage verspricht die Marke dagegen, dass alle Aktivitäten der Zara Inditex Group "moralisch und verantwortungsvoll durchgeführt" werden. Weiter heißt es: "Alle Produkte von Inditex respektieren die Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Durch die Umsetzung strenger internationaler Standards versichert Inditex seinen Kunden, dass die Produkte des Unternehmens strikte Gesundheits-, Sicherheits- und moralische Standards erfüllen."

Bei Konkurrent Vero Moda waren übrigens vier von fünf Kleidungsstücken positiv auf NPE getestet worden.

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Die giftigen Stoffe kamen allerdings nicht nur bei günstigen Marken vor. Kleidung von Giorgio Armani testeten die Prüfer in fünf von neun Fällen positiv auf NPE. Bei einem Kleidungsstück fanden sie außerdem sogenannte Phthalate, deren Bestandteile "für ihre toxische Wirkung auf das Fortpflanzungssystem bekannt sind und in der europäischen Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregende Stoffe geführt" werden, wie es bei Greenpeace heißt.

Im gesamten Test fielen vier Kleidungsstücke mit einer sehr hohen Konzentration (bis zu 37,6 Prozent des Produktgewichtes) dieser Stoffe auf, einer davon wurde für Armani hergestellt, zwei für Tommy Hilfiger und einer für Victoria’s Secret. Zwei der vier Kleidungsstücke wurden in den USA verkauft, eines in Österreich und eines in Italien. Hergestellt wurden sie in der Türkei, auf den Philippinen, in Bangladesch und in Sri Lanka. Wegen der besonders hohen Konzentration bei diesen vier Proben gehen die Textilprüfer davon aus, dass die giftigen Stoffe absichtlich als Weichmacher eingesetzt wurden und keine Produktionsrückstände sind.

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Trotz dieses vernichtenden Ergebnisses ist auch das Modeunternehmen Victoria's Secret von seiner grünen Haltung überzeugt: "Wir glauben daran, das Richtige für unsere Branche, unsere Gemeinschaft und unsere Welt zu tun. Hierzu gehört auch, unsere Geschäfte auf ökologisch verantwortliche Weise zu führen."

Leider fielen im Test zwei von vier Proben durch NPE und ein Kleidungsstück durch die Belastung durch Phthalate, also Weichmacher, auf.

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Einige der untersuchten Modemarken gehören zum sogenannten "Fast Fashion"-Segment und bringen in kurzen Abständen immer neue Trendartikel auf den Markt. Das begünstige laut Greenpeace "ökologisch unverantwortliche Praktiken", da Lieferanten und Subunternehmer durch den Produktionsdruck "zur Einhaltung immer knapperer Liefertermine gedrängt" würden. "Die Massenproduktion in den zumeist asiatischen Herstellungsländern erfordert einen hohen Chemikalieneinsatz." Davon sind selbst Marken wie Benetton nicht gefeit: Auch hier fanden die Prüfer in drei von neun Kleidungsstücken Nonylphenolethoxylate (NPE).

Da Rückstände dieser Stoffe in den Produkten aller Marken und fast aller in der Studie berücksichtigten Herstellungs- und Einkaufsländer nachgewiesen wurden, gehen die Studienautoren davon aus, dass NPE in der Textilbranche trotz seiner Giftigkeit immer noch weit verbreitet ist.

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Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE-Konzentrationen stammen laut der Studie von den Marken C&A und Mango. Von sechs getesteten Kleidungsstücken waren fünf schwer NPE-belastet. "Die Schadstoffe werden entweder bewusst in den Materialien eingesetzt oder sie sind Rückstände aus dem Herstellungsprozess. In beiden Fällen landen die Substanzen bei der Produktion in Gewässern wie Flüssen, Seen und Meeren", heißt es bei Greenpeace. Abwasser-Untersuchungen der Umweltschutzorganisation in China im Jahr 2011 haben ergeben, dass NPE und andere Alkylphenolethoxylate (ein Oberbegriff für nicht-ionische Tenside, die früher in Wasch- und Reinigungsmitteln eingesetzt wurden; sie sind hochgiftig für Wasserorganismen und reichern sich in der Umwelt an, da sie nicht biologisch abbaubar sind) sowie weitere gefährliche Stoffe in Flüsse eingeleitet wurden.

Doch auch in deutschen Gewässern finden sich die Stoffe - die Kleidung wird ja schließlich auch hierzulande gewaschen.

C&A sagt dazu, dass ein wichtiger Bestandteil der CSR-Politik (Corporate Social Responsibility) der verantwortliche Umgang mit Wasser sei. "Wir erkennen die dringende Notwendigkeit an, die industrielle Freisetzung gefährlicher Chemikalien zu eliminieren."

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Das Bekleidungsunternehmen Phillips-Van Heusen (PVH), zu dem Calvin Klein und Tommy Hilfiger gehören, wirbt damit, verantwortungsvoll mit Umweltschutz, Ressourcen und ökologischen Herausforderungen umzugehen. "Wir setzen uns dafür ein, Nachhaltigkeit in alle Bereiche unserer Unternehmenstätigkeit zu integrieren, und wir haben eine fundamentale Verantwortung, unsere ökologischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten", heißt es auf der Homepage von PVH.

Leider fielen sieben von acht Calvin Klein-Textilien durch NPE-Funde auf. Bei Tommy Hilfinger waren es zwar nur sechs von neun, dafür wurden zwei Kleidungsstücke positiv auf die toxischen Weichmacher (Phthalate) getestet.

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Auch Esprit legt Wert auf die Umwelt. So sagte CEO Ronald Van Der Vis: "Als Bekleidungsunternehmen integrieren wir unser unternehmerisches Gewissen in jeden Teil unseres Geschäfts, angefangen bei der Suche nach der umweltfreundlichsten Quelle für unsere Rohstoffe über nachhaltiges Design und verantwortungsvolle Produktion bis hin zum Engagement für wohltätige Zwecke gemeinsam mit unseren Kunden." Ziel sei es, auf eine grüne Zukunft hinzuarbeiten und die Entwicklung von mehr Nachhaltigkeit in dieser Industrie maßgeblich voranzutreiben. Leider auch beim Esprit-Test: sechs von neun Proben enthielten NPE.

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Die Textilkette Hennes&Mauritz (H&M) hat schon nach der letzten Greenpeace-Kampagne im Jahr 2011 versprochen, den Einsatz gefährlicher Stoffe bei der Textilherstellung besser kenntlich zu machen. Wenn auf dem Etikett also steht "separat waschen" oder "vor dem Tragen waschen", sollten sich Kunden daran halten. Bei Proben waren nämlich immer noch zwei von sechs Kleidungsstücke schadstoffbelastet. Langfristiges Ziel von H&M sei der völlige Verzicht auf diese Stoffe bis 2020.

Den Hinweis, die Kleidung zu waschen, bevor man sie trägt, findet Greenpeace nicht ausreichend. Modehersteller und ihre Subunternehmer würden weltweit Flüsse als private Abwasserkanäle missbrauchen und das Trinkwasser von Millionen von Menschen verschmutzen, heißt es in der Untersuchung. Und das Gift landet so über Umwege eben doch im Körper. "Auch wenn Textilien in China, Mexiko oder Pakistan produziert werden, sind die eingesetzten Schadstoffe in unserem Blut nachweisbar", sagt Christiane Huxdorff, Chemie-Expertin von Greenpeace.

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Ein bisschen Sicherheit bieten Verbrauchern Siegel wie Öko-Tex Standard 100, Global Organic Textile Standard (GOTS) oder IVN Best. Levi's Jeans haben diese Siegel leider nicht, aber die Marke besteht darauf, sich "für die Bewahrung der Umwelt einzusetzen". Chip Bergh, Präsident und CEO, Levi Strauss & Co., sagt: "Unsere Kunden erwarten das von uns, unsere Beschäftigten fordern es, und die Erde hat es nötig."

Greenpeace-Testergebnis: sieben von elf Kleidungsstücken waren schadstoffbelastet.

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„Der Großteil der Studien unabhängiger Wissenschaftler zeigt schädigende Effekte “, ordnet Sarah Häuser, Expertin für Chemikalienpolitik und Nanotechnologie beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), ein. Auch eine Überblicksstudie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Wirkung hormoneller Stoffe gebe den Wissenschaftlern Recht. Die Studie zeigt eindeutig, dass die Zahl der Brust-, Prostata- und Hodenkrebsfälle in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen hat. Auch verfrühte Pubertät bei Mädchen wird immer häufiger. Ebenso die reduzierte Spermienqualität (um bis zu 40 Prozent) bei Männern und Übergewicht. „All diese Symptome können mit hormonellen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wie sie zum Beispiel Bisphenol A auslöst“, sagt Sarah Häuser.

Die WHO schreibt in ihrer Studie, dass genetische Faktoren diesen Sprung an hormonell bedingten Krankheiten in der Statistik nicht erklären. Er sei nur durch äußere Einflüsse zu erklären. Daher hat die Behörde hormonell wirksame Chemikalien als "globale Bedrohung" bezeichnet. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Plastik vergiftet die Menschen in den Industrienationen.

Fast 270.000 Tonnen Plastikmüll treiben einer neuen Studie zufolge auf den Ozeanen der Erde. Das sei so viel Abfall, wie nicht einmal in 38 500 Müllwagen passen würde, schätzt eine am Mittwoch in dem Fachjournal „Plos One“ veröffentlichte Studie. Es handele sich dabei um mehr als fünf Billionen Einzelteile, heißt es in der Untersuchung. Um zu den Zahlen zu kommen, hatten Forscher zu See mit einem Maschennetz kleine Abfallteilchen gesammelt. Beobachter auf Booten zählten größere Gegenstände auf dem Wasser. Mit Computermodellen wurde für nicht untersuchte Gebiete hochgerechnet, wie viel Müll auch dort schwimmt. Die Studie bezieht sich lediglich auf Plastikabfall an der Wasseroberfläche. Wieviel Material auf dem Meeresboden liegt, erforschten die Wissenschaftler nicht.

Foto: NOAA/PIFSC

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Im Meer vor Griechenland treiben Plastiksäcke. Das Bild stammt aus dem Jahr 2008.

Foto: Gavin Parson/Marine Photobank

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Plastikmüll als Habitat für Meeresbewohner im Pazifik.

Foto: Lindsey Hoshaw

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Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Tromsø in Norwegen.

Foto: Bo Eide

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Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Kanapou in den USA.

Foto: NOAA/Marine Debris Program

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Vor der Küste von Hawaii sind etliche Netze angeschwemmt worden.

Foto: Chris Pincetich/Marine Photobank

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Kein seltener Bild: Eine Robbe hat sich in einem Treibnetz verfangen, USA, 2009.

Foto: Kanna Jones/Marine Photobank

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Abfallverschmutzung im Mündungsgebiet bei Santos, São Paulo, Brasilien.

Foto: William Rodriguez Schepis, Instituto EcoFaxina/Marine Photobank

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Plastikmüll am Strand mitten im Nordpazifik (Papahanaumokuakea Marine National Monument).

Foto: Paulo Maurin/NOAA

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Plastikmüll am Strand, Thailand, 2011.

Foto: Kanyarat Kosavisutte/Green Fins Association/Marine Photobank

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Schwemmgut aus Hawaii, zusammengestellt vom Museum für Gestaltung Zürich.

Foto: ZHdK

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Nach der Neueinrichtung der Dauerausstellung Design richtet das MKG nun den Fokus auf die Folgen der Design- und Wegwerfgesellschaft, des Massenkonsums und der vermeintlich endlosen Verfügbarkeit der Dinge. Das MKG zeigt als erste Station die internationale Wanderausstellung „Endstation Meer? Das Plastikmüll Projekt“ des Museums für Gestaltung Zürich, die im Anschluss in weiteren Stationen zu sehen ist. Das Projekt und die Tournee werden finanziert von der Drosos Stiftung.

Foto: Michaela Hille

Foto: Presse

Seitens der Plastik- und Verpackungstechniker wird die Gefahr herunter gespielt. „Die Verwendung von Kunststoffen in den zahlreichen Anwendungen ist geprüft und sicher“, sagt Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer bei PlasticeEuropa Deutschland. Schließlich würden von zuständigen Behörden die gesetzlichen Vorgaben des europäischen Stoffrechts (REACH) überwacht. Nach Vorgaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt der Grenzwert für Biosphenol A seit dem Jahr 2006 bei 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Seit 2011 darf der Stoff in Babyflaschen gar nicht mehr enthalten sein. Aktuell arbeitet auf die EFSA aufgrund der vielen neuen Studien an einer neuen Risikobewertung von Bisphenol A.

„Hormonell wirksame Stoffe können bereits in extrem niedrigen Konzentrationen wirken, die aktuelle Gesetzgebung schützt die Menschen nicht “, sagt Sarah Häuser. Bisphenol A werde zwar schnell abgebaut und ausgeschieden. Dass der Stoff dennoch in nahezu jedem Menschen nachgewiesen werden kann, zeige nur umso deutlicher, wie extrem wir Plastik in unserem Alltag ausgesetzt sind. „Der Einsatz von Grenzwerten ist eigentlich kaum noch haltbar. Ein Verbot wäre sinnvoller“, glaubt Häuser.

Denn erstens sei der Einfluss des Bisphenol A stark an das Entwicklungsstadium eines Menschen geknüpft. Bei Föten, Babys und Kleinkindern wirke BPA ganz anders als bei Erwachsenen. Zweitens würden sich die Werte summieren. So essen wir an einem Tag eine Dosensuppe, fassen diverse S-Bahn-Tickets an und essen Fisch, der sich im Meer von Plastik statt von Plankton ernährt hat. „Dazu kommt der Einfluss von Phthalaten – Weichmacher, die in PVC-Böden enthalten sind und ebenfalls hormonell wirken“, sagt Häuser. Sogar in Tagescremes sind diese Stoffe enthalten. „Am Ende des Tages nehmen wir einen Cocktail an Stoffen auf, deren Grenzwert geschweige denn deren Wechselwirkungen wir gar nicht mehr einschätzen können“, so die Expertin.

Dieter Swandulla aus Bonn geht noch weiter: „Es besteht aufgrund seiner Fettlöslichkeit die Gefahr, dass BPA sich in unterschiedlichen Körpergeweben einlagern kann und dort hohe Konzentrationen erreicht.“ Diese Prozesse beim Menschen seien noch nicht genügend erforscht.

Auch über die Elemente, aus denen Plastik besteht, gebe es noch viel zu wenige Erkenntnisse. „Im Plastik einer Wasserflasche sind über 2000 Inhaltsstoffe enthalten. Jeder Hersteller hat Geheimrezepturen, die er nicht offenlegen muss. Bewertungen als Gefahrenstoff gibt es vielleicht nur für zirka 20 Prozent dieser Substanzen“, sagt Swandulla.

Der Autorin auf Twitter folgen:

Das Thema wird Behörden, Unternehmen und Verbraucher noch lange beschäftigen. Zum einen dauert es 500 Jahre, ehe Plastik in seine Bestandteile zerfällt. Zum anderen sind die aktuellen Erkenntnisse sind noch frisch, Langzeitstudien fehlen. Auch das Bundesinstitut für Risikoforschung hat sich dem Thema angenommen und in einem Positionspapier aus dem Jahr 2012 klargestellt: „Grundsätzlich gilt, dass die Entwicklung und Bewertung von Alternativen zu BPA mehrere Jahre (ca. 5) dauert.“

Die Europäische Union ist an dem Thema dran. Aktuell berät die Kommission über neue Regelungen im Umgang mit oder sogar das Verbot von hormonell wirksamen Chemikalien. Die Auswirkungen wären gigantisch, da sich alle Unternehmen, die Produkte in Europa verkaufen, an diese Vorschriften halten müssten. Entsprechend gab es schon erste kritische Stimmen gegen das Vorhaben.

18 Wissenschaftler haben sich in einem Editorial einer Fachzeitschrift kritisch zu den Plänen geäußert. Sie seien „wissenschaftlich nicht zu begründen“. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass 17 der 18 Forscher mit der Chemie- und Pharmaindustrie, Biotechnologie-Unternehmen oder Herstellern von Kosmetika, Tabak und Pestiziden zusammengearbeitet haben.

Wann es auf europäischer Ebene zu einer Einigung kommen könnte, ist derzeit nicht klar. Entsprechend werden einige Länder selbst aktiv. Die französische Regierung will Bisphenol A in Lebensmitteldosen ab 2015 komplett verbieten. Und auch das schwedische Parlament strebt derzeit ein Verbot der Chemikalie an. In welchem Ausmaß ist noch nicht bekannt. In Deutschland gibt es derartige Pläne bisher nicht.

Eines ist klar: Eine Welt ohne Plastik wird es nicht mehr geben. Entsprechend bleibt den Verbrauchern nur, sich selbst so gut es geht zu schützen. Verbraucherschützer raten daher dazu, auf Dosen oder Plastik-Verpackungen zu verzichten. Joghurt und Tomatensauce gibt es auch im Glas. Auch Dosenfrüchte sollten Verbraucher meiden. Getränke, die es auch in Flaschen gibt, sollten eher als Dosen gekauft werden. Ein weiterer Tipp: Von Plastikdosen absehen und Wurst, Käse und Butter eher in Glas- oder Porzellan-Dosen aufbewahren.

Ursprünglich war im Text von 65 statt 19,5 Millionen Tonnen Plastik die Rede, die jährlich in Deutschland produziert werden. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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