Wero-App: Europas Banken provozieren die nächste Bezahl-Blamage


Es gibt drei ebenso einfache wie zwingende Gründe für den Erfolg des Online-Bezahldienstes Paypal: Er ist ohne Aufwand bedienbar, wird fast überall im Netz akzeptiert und erlaubt es hunderten Millionen Nutzern auf der Welt, schnell und einfach Geld an andere Menschen zu überweisen. Allein in Deutschland hat der Dienst nach eigenen Angaben 35 Millionen aktive Konten. Kein Wunder also, dass das US-Unternehmen traditionellen Banken und Kreditkartenunternehmen seit Jahren schmerzhaft Konkurrenz macht.
Weit erstaunlicher hingegen ist, wie erschreckend ungeschickt sich die Bankenwelt angesichts des simplen Paypal-Erfolgsrezepts anstellt, ein eigenes, ebenso attraktives Konkurrenzprodukt anzubieten.
Seit Jahren dilettiert die Branche mit immer neuen Versuchen gegen den Siegeszug von Paypal an. Bis dato ohne jeden Erfolg. Und es steht zu befürchten, dass auch der soeben gestartete Anlauf der Geldhäuser, mit dem neuen Bezahldienst Wero eine potente Alternative zu etablieren, so kläglich scheitert wie seine Vorgänger.
Hinter Wero steht die European Payment Initiative, kurz EPI, ein Bündnis aus derzeit 14 europäischen Banken und zwei Zahlungsdienstleistern. Sie ermöglichen es Anwendern seit Monatsbeginn, per App und binnen weniger Sekunden Geld von einem Nutzerkonto auf ein anderes zu überweisen. Und zwar ohne mit den sperrigen IBAN- und BIC-Nummern hantieren zu müssen. Stattdessen reichen – vergleichbar mit dem Vorbild Paypal – E-Mail-Adresse oder Handynummer des Empfängers. Die App fungiert dabei als elektronische Geldbörse.
Was einfach klingt und – jedenfalls im Grundsatz – auch ebenso einfach funktioniert, hat dennoch Tücken. Und die sind so gravierend, dass Skeptiker schon kurz nach dem Start am Erfolg der Mission zweifeln. Zwar erlaubt es Wero, anders als seine nationalen Vorläufer, nun auch Geld in Europa grenzüberschreitend zu überweisen. Doch vorerst klappt das nur zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich. Und auch da funktioniert der Geldversand nur zwischen Kunden einiger weniger Banken.
Auch wenn die EPI betont, man wolle das Angebot zügig auch auf andere europäische Länder ausweiten, ist Wero von einer konkurrenzfähigen Alternative zu Diensten wie Paypal, aber auch zu Apple Pay oder Google Pay oder den etablierten Kreditkartenunternehmen noch weit entfernt.
So ist sich die Branche in ihrem Vorgehen untereinander nicht einig oder agiert wenigstens koordiniert. Zum EPI-Konsortium gehören zwar die Deutsche Bank, ihre Tochter Postbank oder die ING-Bank, sie sind beim Start der Plattform aber gar nicht dabei. Schwerer noch wiegt, dass etwa in Deutschland andere wichtige Banken, so etwa die Commerzbank, aber auch Online-Konkurrenz wie die N26-Bank, der EPI gar nicht erst angehören. N26 etwa betreibt einen eigenen Echtzeitbezahldienst, der allerdings auch nur für eigene Kunden nutzbar ist.
Hinzu kommt, dass bisher nur Überweisungen zwischen Wero-Nutzern möglich sind. Zahlungen in Onlineshops oder gar im stationären Handel sollen kommendes Jahr oder erst 2026 möglich werden. Damit bleibt Wero erst einmal eine in Einsatzgebiet, Reichweite und Region limitierte Insellösung, die für einen Großteil der jeweils nationalen Kunden nicht nutzbar oder schlicht nicht attraktiv ist.
Damit erinnert der neue Dienst fatal an so unglücksselige Vorläufer wie Giropay, Paydirekt oder Kwitt, die alle mangels Akzeptanz bei der potenziellen Kundschaft gescheitert sind. Erst verschmolzen die Dienste 2021 unter der Marke Giropay. Nun beschlossen die Betreiber des Dienstes das Ende ihres erfolglosen Angebotes per Ende 2024. Im vergangenen Jahr wurden darüber nur noch gerade einmal 0,4 Prozent der Umsätze im deutschen E-Commerce abgewickelt.
So wünschenswert es aus Kunden- und Wettbewerbssicht wäre, dass Paypal selbst stärker unter Konkurrenz- und Innovationsdruck käme: Derzeit spricht wenig dafür, dass Wero bei der potenziellen Kundschaft mehr Begeisterung auslöst.
Transparenzhinweis: In der Ursprungsversion des Textes stand irrtümlich, dass die DZ-Bank nicht beim Start von Wero dabei war. Als Teil der Volksbanken/Raiffeisenbanken sind die Wero-Funktionen jedoch auch bei den Kundinnen und Kunden der DZ Bank verfügbar. Wir haben das korrigiert.
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