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Sony MusicMusikalisches Lehrstück von Daft Punk

Die Musiker von Daft Punk haben gleich mehrere Rekorde aufgestellt. Eine illegale Vorabkopie hatte den Erfolg gefährdet. Die Reaktion des Labels ist ein Lehrstück für den Umgang mit illegalen Downloads.Oliver Voß 30.05.2013 - 11:21 Uhr

Die Band "Daft Punk" macht es vor, wie die Musikindustrie mit Streamingdiensten und Downloads umgehen sollte.

Foto: AP

Der Erfolg war von langer Hand vorbereitet. Seit Wochen hatte das französische Elektromusikduo Daft Punk mit Videoschnipseln und anderen Appetithappen die Erwartungen auf ihr neues Album gesteigert. Einige Tage vor der Veröffentlichung geschah dann der GAU: das Werk von Thomas Bangaltar und Guy-Manuel de Homem-Christo tauchte vorab kostenlos im Internet auf. Noch dazu wurde der illegale Download nicht über die üblichen Tauschnetzwerke wie Bittorrent vertrieben, sondern mittels des niederländischen Speicherdienstes WeTransfer. Der Anbieter wird auch von Unternehmen gern genutzt, die dort große Dateipakte speichern und den Empfängern mit einer Mail einen Link zum Herunterladen schicken. Der Link zum Daft-Punk-Album kursierte dann sogar schnell bei Facebook und Twitter und war so mit einem Klick verfügbar – ein Novum.

Marktaussichten

Auch wenn das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) prognostiziert, dass die Zahl der Streaming-Nutzer bis 2018 stetig steigen wird: der Markt ist stark umkämpft, sodass kleinere Anbieter sich nur schwer durchsetzen können. Das haben Dienste wie Simfy bereits leidvoll zu spüren bekommen. Und die Konkurrenz nimmt noch zu.

Apple mit iTunes ist inzwischen auch Amazon mit seinem Musikangebot Prime Music in Deutschland verfügbar. Prime Music ist Bestandteil der Liefer-Flatrate Amazon Prime. Dort erhalten Kunden für eine Einmal-Gebühr von 49 Euro im Jahr die kostenlose Lieferungen eines Großteils des Warenangebots nach Hause.

Das Beispiel belegt: Konzerne wie Amazon oder Apple nutzen die Streaming-Plattformen zur Stärkung ihres Kerngeschäfts und haben daher größere Marktmacht, um sich gegenüber aufstrebenden Unternehmen durchzusetzen.

Foto: CLARK/obs

Heute ist der neue Musik-Streaming-Dienst Apple Music in 100 Ländern an den Start gegangen. Die neue Streaming-App erlaubt den Zugriff auf den vollständigen Apple-Music-Katalog mit mehr als 30 Millionen Songs. Für Nutzer des Dienstes sind die ersten drei Monate der Mitgliedschaft kostenlos. Danach wird eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro fällig. Für Familien gibt es ein besonders günstiges Angebot: für 14,99 Euro ist der Dienst für bis zu sechs Mitglieder verfügbar.

Gegen diese Anbieter tritt der kalifornische Konzern an:

Foto: dpa

Die seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: WirtschaftsWoche

Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Mit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Seit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.

Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich

Foto: WirtschaftsWoche

Napster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.

Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich

Foto: AP

Mit Google Play Music mischt auch der Internetgigant beim Musik-Streaming mit. In der Standard-Version können einzelne Musikstücke über Google gekauft oder eigene Mp3s in die Cloud geladen werden. Danach stehen sie zum Anhören über den Stream bereit. Die kostenpflichtige "All inclusive" Version ermöglicht den Zugriff auf Googles Musik-Bibliothek mit mehr als 30 Millionen Titeln. Eine Testversion ist 30 Tage kostenlos verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 monatlich

Foto: Screenshot

Die Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.

Preis: 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Die nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.

Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Die von Skype-Mitgründer Janus Friis ins Leben gerufene Plattform Rdio startete erst 2012 in Deutschland. Mit etwa 32 Millionen Titeln in der Bibliothek und der Verfügbarkeit in 85 Ländern ist sie beim Angebot aber auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Simfy zählte einst zu den Marktführern in Deutschland. Doch das Unternehmen bekam Probleme, die Berliner Betreiberfirma wurde im Frühjahr 2015 aufgelöst. Große Plattenfirmen hatten dem Dienst die Lizenz entzogen. Simfy-Kunden werden an den Konkurrenten Deezer weitergeleitet.

Foto: Screenshot

Unter dem Titel „Der Daft-Punk-Effekt“ veröffentlichte ein WeTransfer-Gründer daraufhin gar die Grafik einer heftig ausschlagenden Kurve. „Daft Punk waren das Hintergrundbild bei WeTransfer“, erklärt das Unternehmen, die Kurve zeige nur Klickraten im Vergleich zu den sonstigen Illustrationsbildern. Warum die Band ausgerechnet an dem Tag, als die illegale Kopie erschien, als Hintergrundbild genutzt wurde, wie lange die fragliche Datei verfügbar war oder wie oft sie heruntergeladen wurde – all diese Fragen wollte WeTransfer der WirtschaftsWoche dagegen nicht beantworten.

Legale Portale boomen
Die Reaktion der Plattenfirma war dagegen ein Lehrstück dafür, wie man mit solchen Lecks umgeht. Sony Music ermöglichte allen Fans kurzerhand, dass Album bei iTunes schon vorab anzuhören. Die Nachricht darüber verbreitete sich rasant und überlagerte rasch die Meldungen über die illegal verfügbare Vorabkopie. „Die wachsende Zahl legaler, digitaler Angebote lockt immer mehr Nutzer von den Illegalen weg“, sagt Philip Ginthör, Deutschlandchef von Sony Music.

Der wirtschaftliche Erfolg gibt dem Konzern recht: 1,5 Millionen Mal wurde das Album in der ersten Woche allein in Deutschland von Nutzern des schwedischen Streamingdienstes Spotify im Internet angehört. So oft wie kein Album zuvor. In insgesamt elf Ländern war Daft Punk das am häufigsten gespielte Album am ersten Erscheinungstag, darunter in den USA und Großbritannien. Der Hit „Get Lucky“ wurde bei Spotify weltweit schon mehr als 33 Millionen Mal gespielt.
Die anderen Verkaufswege wurden durch die Streamingrekorde nicht kannibalisiert, bei iTunes wurde kein Album am Veröffentlichungstag in Deutschland häufiger heruntergeladen, in den herkömmlichen Album- und Single-Charts liegen Daft Punk ebenfalls vorn.

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