Mobile Betriebssysteme im Vergleich: Apple und Microsoft versus Android

iOS 6 – Google muss raus
Auf der Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple neben dem vielbeachteten Macbook Pro Retina auch eine neue Version des mobilen Betriebssystems iOS 6 vorgestellt. Dabei gab es drei große Änderungen und rund 200 kleinere. Eine davon: Googles Kartendienst Google Maps wird durch Apples eigenen Kartendienst ersetzt.

Facebook-Integration
Zu den großen Ankündigungen gehörte auch die Integration von Facebook. Das größte soziale Online-Netzwerk der Welt ist nun in zahlreiche Apple-eigene-Apps integriert. So lassen sich nun direkt aus dem Notification Center heraus Meldungen für Facebook verfassen, Safari erhält eine Funktion für das Teilen von interessanten Links mit Freunden und im Game Center ist eine Funktion zum Teilen von Spielständen hinzugekommen. Auch die Kalender-App von iPad und iPhone lässt sich nun mit den Facebook-Events synchronisieren.

Siri
Die Sprachsteuerung Siri wurde erweitert und ist nun auch für Geräte abseits des iPhone 4S verfügbar. Außerdem hat Siri neue Dinge gelernt. So kann sie nun Fragen zu Schauspielern und Sportlern beantworten sowie Apps ausführen. Verschiedene Autohersteller – darunter BMW, Mercedes und Audi - unterstützen nun eine Funktion namens Eye Free . Damit lässt sich per Knopf am Lenkrad das Sprachsystem aktivieren. Außerdem spricht Siri nun unter anderem auch Chinesisch und Italienisch.

Apple Maps und Facetime
Mit iOS 6 hat Apple den Erzfeind Google vor die Tür gesetzt. Statt auf Googles Kartenlösung Maps zu setzen, bringt Apple nun eine eigene Karten-Apps auf die iOS-Geräte. Ähnlich wie die Google-Lösung auf Android-Geräten bringt auch Apple Maps eine 3D-Navigation mit. Wichtigste Funktion: Eine in Zusammenarbeit mit TomTom entwickelte Auto-Navigation.
Eine kleine Revolution ist die Öffnung der Facetime-Nutzung über die Mobilfunkverbindung – sofern mindestens ein 3G-Netz verfügbar ist. Bislang konnte Facetime nur genutzt werden, wenn Internet via WLAN vorhanden war. Die Video-Telefonie-Lösung ermöglicht den Anruf über das Internet. iPhone-Nutzer mit Daten-Flatrate könnten somit in Zukunft Geld sparen. Die Apple-ID wird dabei zur neuen Telefonnummer. Facetime-Anrufe können überall beantwortet werden - auf iPhone, iPad oder Mac.

Bitte nicht stören!
Auch eine neue Funktion bekommt das iPhone in den Einstellungen mit iOS 6. Anrufe und SMS werden damit lautlos. Bekommt der Nutzer einen Anruf, den er gerade nicht beantworten kann oder will, hat er außerdem zwei neue Optionen: „Erinnere mich später“ oder „Antworte mit einer SMS“ stehen zu Auswahl. Die App stellt dabei ein paar SMS-Bausteine wie „Ich rufe dich später zurück“ zur Auswahl.

Passbook verwaltet Flugtickets
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer kleinerer Neuheiten im Detail – unter anderem für die iCloud, Mail und eine neue Hörhilfe. Mit Passbook bekommt das iPhone außerdem eine neue App für das zentrale Verwalten von Flugtickets und anderen Coupons und Tickets. Aufgrund der Geo-Informationen via GPS zeigt das iPhone dabei automatisch das jeweils richtige Ticket auf dem Lockscreen zum Scannen an.

Vorteile
Hard- und Software sind bei allen iOS-Geräten aufeinander abgestimmt – egal ob iPad, iPhone oder iPod touch. App-Programmierer kennen die Hardware für ihre Software genau und können sie gezielt darauf optimieren.
Ein weiterer Vorteil ist die nach wie vor größte Auswahl an Apps: Programmierer schätzen iOS, da Apple-Nutzer für ihre Zahlungsbereitschaft bei Apps bekannt sind. Besonders groß ist der Vorsprung des iPads gegenüber den Tablets der Konkurrenz. Auf Android-Tablets optimierte Apps sind immer noch Mangelware.
Die mit iOS 5 eingeführten iCloud sorgt für eine komfortable Synchronisierung aller Daten über verschiedene Geräte hinweg. Auch Backups lassen sich darüber im Internet speichern. Die Sprachsteuerung Siri ist die beste, die derzeit für Smartphones verfügbar ist - allerdings ist auch sie noch lange nicht alltagstauglich.

Nachteile
Die Freiheit des Nutzers wird eingeschränkt. Nur aus Apples eigenem App Store können Anwendungen heruntergeladen werden, bei der Hardware steht nur Apples iPhone zur Auswahl.
Immer wieder scheitern Programmierer daran, Apps im App Store unterzubringen. Dabei greift Apple auch inhaltlich ein, beispielsweise wenn es um Erotik oder politische Satire geht. Außerdem ist das iPhone ist im Vergleich zu einem ähnlich ausgestatteten Android-Smartphone teuer. Das iPad hingegen ist vergleichsweise günstig – selbst die Version mit hochauflösendem Retina-Display gibt es schon ab 480 Euro.

Windows Phone 8 – neue Basis
Mit Windows Phone 8 rücken die Smartphones mit dem Windows-Betriebssystem deutlich näher an die PC-Welt heran. Anders als Vorgänger Windows Phone 7 basiert Version 8 auf demselben Kern wie die PC- und Tablet-Variante – dem Windows-NT-Kernel. Windows Phone 7 basierte noch auf dem Kern von Microsofts alten Smartphone-System Windows CE und konnte daher beispielsweise nicht mehr als einen Prozessor nutzen. Windows Phone 8 kann dagegen unbegrenzt Prozessoren nutzen, verspricht Microsoft. Windows Phone 7 und 8 sind miteinander inkompatibel, weshalb es auch kein Update geben wird. Samsung, HTC und Nokia haben bislang Smartphones für Windows Phone 8 angekündigt.

Polierte Oberfläche
Auch an der Oberfläche hat sich mit Windows Phone 8 etwas getan. Dem Kachel-Konzept bleibt Microsoft treu: Die sogenannten Tiles repräsentieren Anwendungen – und geben dabei anders als die allermeisten App-Symbole bei Android und iOS auch Informationen über ihren Status preis. So zeigt die Mail-Applikation beispielsweise die Anzahl der ungelesenen Mails an, die Kalender-App kann schon in Tile das aktuelle Datum anzeigen.
Mit Windows Phone 8 wird der Start-Screen flexibler. Die Kacheln können nun in drei verschiedenen Größen dargestellt werden. Damit lassen sich nun auch mehr Kacheln auf einer Seite darstellen. Zudem sind nun auch höhere Auflösungen möglich. Neben der bekannten Windows-Phone-Auflösung 800 x 480 Pixel können die Hersteller nun auch Geräte mit 1280 x 720 und 1280 x 768 Pixeln herstellen. Die Windows-Phone-8-Geräte haben laut neuer Spezifikation außerdem einen Micro-SD-Kartensteckplatz.

Neuer Browser und Kartendienst von Nokia
Einen der größten Kritikpunkte von Windows Phone 8 ist Microsoft ebenfalls angegangen: Der Webbrowser. Mit Windows Phone 8 zieht der Internet Explorer 10 in das mobile Betriebssystem ein – samt dessen neuer Rendering-Engine. Das dürfte das Websurfen beschleunigen. Der Microsoft-Kartendienst Bing wird durch Nokias Kartenprogramm ersetzt. Im Gegensatz zu Bing und Google Maps lässt sich Nokias Kartendienst auch offline nutzen, weil das Kartenmaterial auf dem Telefon gespeichert ist. Das ist vor allem im Ausland praktisch.

Apps
Anwendungen für Windows Phone 7 sollen ohne Anpassungen auch auf Windows Phone 8 laufen. Für Nutzer von Windows Phone 7.5 plant Microsoft im Herbst ein Update auf Version 7.8, das unter anderem den verbesserten Startbildschirm von Windows Phone 8 mitbringen wird. Ein echtes Update ist aufgrund der verschiedenen Betriebssystem-Kerne aber nicht möglich. Daher werden Apps für Windows Phone 8 auf den älteren Geräten mit Windows Phone 7 vermutlich auch nicht laufen. In den kommenden Monaten soll es mehr Details zu Windows Phone 8 geben. Unter anderem wird erwartet, dass Microsoft die bei der Konkurrenz schon vorhandene Möglichkeit schafft, innerhalb von Apps Käufe zu tätigen („In-App-Purchases“).

Zweigeteilte Tablet-Welt bei Microsoft
Auf dem Tablet kommen bei Microsoft zwei verschiedene Windows-Versionen zum Einsatz - deren Kern jeweils derselbe ist wie bei Windows Phone 8: Windows 8 RT läuft auf Tablets mit sparsamen ARM-Prozessor, die in Konkurrenz zum iPad stehen. Das klassische Windows 8 dagegen läuft auf Tablets, die einen PC-Prozessor und PC-Schnittstellen wie USB besitzen und damit in Konkurrenz zu den Ultrabooks stehen. Apps für Windows Phone 8 werden nur auf der RT-Variante laufen - klassische PC-Software nur auf Tablets mit PC-Prozessoren.

Nachteile
Als Spätstarter hat es das Microsoft-System schwer, Programmierer zu überzeugen, Apps für die Smartphone-Plattform zu schreiben. So lange aber Apps fehlen, ist die Plattform auch für Anwender nicht attraktiv.
Die spezifischen Anforderungen von Microsoft an die Hardware-Hersteller sind Segen und Fluch zugleich. Die Bandbreite der Geräte ist kleiner – sehr günstige Einsteiger-Smartphones wie bei Android gibt es nicht.
Wer Interesse an einem Windows-Smartphone hat, sollte auf Windows Phone 8 warten. Windows Phone 7 ist derzeit eine technische Sackgasse – ein Update auf die kommende Version 8 wird nicht möglich sein.

Vorteile
Microsoft stellt Hardwareanforderungen an die Hersteller, die für Windows Phone 7 und 8 produzieren. Sie sorgen für eine einigermaßen einheitliche Hardware-Plattform. Anders als bei Apples iOS gibt es dennoch eine gewisse Auswahl an Geräten. Durch die einheitlichen Hardware-Anforderungen laufen Apps in der Regel reibungslos auf allen Windows-Smartphones. Applikationen nisten sich auf den Smartphones als „Kacheln“ (englisch Tiles) ein, die sich frei verschieben lassen. Über die Kacheln hat jede App die Möglichkeit, den Nutzer über ihren aktuellen Zustand zu informieren. Das ist ein innovatives Konzept und durchdachtes, das mit Windows Phone 8 und den drei verschiedenen Kachel-Größen außerdem noch flexibler wird.

Android 4 – Basis für Smartphones und Tablets
Bereits seit Februar ist die aktuelle Android-Version 4.0.4 verfügbar. Mit Version 4 alias Ice Cream Sandwich (ICS) führte Google die bis dahin getrennten Android-Versionen für Smartphones (2.x) und Tablet (3.x) wieder zusammen. Wie bei Android üblich, ist das aktuelle System immer noch nicht für alle Smartphones verfügbar. Für einige Geräte wird es der Hersteller auch nie anbieten.

Die wichtigsten Neuerungen
Eine der wichtigsten Neuerungen von Android 4 ist die Art, wie nun Apps in Ordner organisiert werden können. Dazu müssen die Apps seit Version 4 nur noch übereinandergelegt werden – genau wie bei iOS auch. Neu ist auch die Kontrolle über den Datenverbrauch. Da alle in Deutschland erhältlichen Daten-Flatrates keine echten Flatrates sind, sondern nach einem bestimmten Limit gedrosselt werden, hilft es, sich nach Apps aufgeschlüsselt anzeigen zu lassen, wer viele Daten verbraucht.
Der Webbrowser kann in Version 4 nun bis zu 16 Tabs gleichzeitig öffnen und kann nun Websites speichern, um sie offline lesen zu können. Neu ist beim mobilen Chrome auch die Möglichkeit, die Lesezeichen mit dem Chrome auf dem PC synchronisieren zu lassen. Eine einfach Diktierfunktion besitzt Android 4 ebenfalls – auch wenn die mit Apple Siri bislang nicht mithalten kann. 3D-Karten und eine Auto-Navigation bietet Android 4 ebenfalls.

Vorteile
Android-Nutzer haben eine große Auswahl bei der Hardware – von sehr günstigen Einsteigergeräten von Huawai bis zu Smartphone-Luxuslinern von Samsung, Sony oder HTC. Einige der besten Smartphones der Welt wie das Samsung Galaxy S3 (Foto) oder das Sony Xperia S sind Android-Geräte.
Android-User haben außerdem eine große Auswahl an günstigen Apps. Anwendungen, die etwa in der iPhone-Variante Geld kosten, gibt es für Android-Geräte häufig in einer werbefinanzierten Gratis-Version.

Nachteile
Große Hardware-Vielfalt bedeutet auch: viele unterschiedliche Prozessoren, Speicherausstattungen sowie Bildschirmgrößen und –auflösungen. Das macht die Optimierung von Apps für die Android-Geräte schwierig.
Kritische Android-Updates werden von den Smartphone-Herstellern oft erst mit Verspätung eingespielt.
Android ist derzeit außerdem die einzige Smartphone-Plattform, auf der Schadsoftware eine nennenswerte Rolle spielt. Allerdings gibt es kostenlose Apps, um sich gegen Android-Viren zu schützen.









