Hohe Erwartungen: TikTok verkündet Deutschlandstart für Shoppingtool

TikToks Shop-System in den USA: Im ersten Jahr meldeten sich 500.000 Nutzer als Verkäufer an.
Das soziale Netzwerk TikTok hat den Termin für den Deutschlandstart seines neuen Features TikTok Shop verkündet. Am 31. März soll es losgehen. Bereits Ende Januar kursierten Gerüchte in den sozialen Netzwerken, das System würde im Frühjahr ausgerollt. „Damit die Nutzer*innen aus Deutschland ihre künftigen Lieblingsprodukte nicht mehr nur über TikTok entdecken, sondern auch direkt kaufen können, wird TikTok Shop nun im deutschen Markt ausgerollt“, heißt es in einer Mitteilung.
Über den TikTok Shop können Nutzer künftig Produkte zum Verkauf anbieten. Empfiehlt ein Influencer in einem Clip beispielsweise ein Kosmetikprodukt, können es Fans in wenigen Klicks über die App erwerben. Ein Feature, das in den USA, Großbritannien und mehreren Ländern Südostasiens bereits verfügbar ist. Zalando und Lidl experimentierten bereits in Großbritannienmit dem System. In Deutschland hatte der TikTok Shop eigentlich im Juli 2024 starten sollen. Das Projekt wurde aber kurzerhand auf Eis gelegt.
TikTok hat mit dem Deutschlandstart erste Unternehmen ausgesucht, die den Anfang machen sollen. Dazu gehören der Kostümhändler Deiters, die Modemarke About You und Kosmetikhersteller Beiersdorf mit seiner Marke Nivea. „Schon heute ist E-Commerce der am schnellsten wachsende Absatzkanal für Beiersdorf“, sagt Deutschland-Chef Christian Haensch. „Als Marke wollen wir überall dort präsent sein, wo unsere Zielgruppen sich aufhalten. Besonders jüngere Zielgruppen erreichen wir ab sofort nun auch mit TikTok Shop.“
Eingetragene Unternehmen müssen ihre Registrierungsnummer aus dem Handelsregister und eine Mehrwertsteuer-ID vorweisen. Einzelpersonen müssen mindestens 18 Jahre alt sein und sich mit einem Ausweisdokument verifizieren, um einen Vertrag mit dem Konzern abzuschließen. TikTok kümmert sich dann bei Bedarf um die Verwaltung der Produkte, Versand, Abrechnung, Kauf und Rückgabe. Die Bezahlung läuft über das Tech-Unternehmen Stripe. Für Bestellungen, die innerhalb der Europäischen Union versandt werden, behält TikTok eine Provision von fünf Prozent ein.
Für die Nutzer sei das Shopsystem eine Bereicherung, sagt E-Commerce-Experte Jan Bechler. Ihm gehört die Agentur Front Row, die Kunden wie Bosch, Unilever und Sennheiser auf Online-Marktplätzen unterstützt. „Im Gegensatz zu allen bisherigen Onlineshops kauft man hier nicht über die Suchfunktion. Stattdessen lässt man sich inspirieren.“ Bei Plattform wie Instagram können Händler zwar auch Shops verlinken, man würde die Nutzer aber an externe Webseiten verlieren, die dort obendrein ein eigenes Konto benötigen.
Halbe Million Händler zum US-Start
Der Startschuss für den E-Commerce-Arm fiel bereits 2023. In den Vereinigten Staaten hätten sich innerhalb eines Jahres 500.000 Händler für die Option registriert, heißt es von TikTok. In China gehört die Shoppinganbindung von TikToks Schwester-App Douyin längst zu den dominanten Spielern im Markt.
„Da das Unternehmen nun auch eine eigene Logistik-Infrastruktur aufbaut, müssen sich bestehende Shops warm anziehen“, ist sich Bechler sicher. Vor allem Händler im Kosmetik- und Modebereich könnten auf diese Weise Kunden verlieren. „TikTok ist schon heute der Lieblingsort der jungen Kundschaft – jetzt können sie dort auch einkaufen“, berichtet der Experte. Marken, die diese Zielgruppe ansprechen, sollten daher selbst mit einem eigenen TikTok Shop präsent sein. Bechlers Agentur habe die E-Commerce-Funktion in den USA getestet und die Erwartungen der Kunden seien übertroffen worden.
Wieso der Start in Deutschland und anderen europäischen Ländern voriges Jahr verschoben wurde, hat TikTok nie kommentiert. Experten mutmaßen, die Plattform wollte sich erst einmal auf den US-Markt und das seit Sommer diskutierte Verbot der App konzentrieren. Ende 2024 wurden Nutzer in Spanien und Irland zu dem Shoppingsystem eingeladen. Nun rollt die Mutter Bytedance das Commerce-Programm in Europa weiter aus.
Neue Jobs bei TikTok in München
In Deutschland ist das Programm in München angesiedelt. Das soziale Netzwerk hat zuletzt mehrere Leute am Standort München für die Commerce-Sparte eingestellt und suchte zuletzt noch knapp ein Dutzend weitere Mitarbeitende, die sich mit Steuern, Logistik und vor allem dem Vertrieb auskennen. „Wir glauben daran, dass TikTok die ideale Plattform dafür ist, den Nutzern eine brandneue und bessere E-Commerce-Erfahrung zu bieten“, hieß es in den Stellenanzeigen.
Mehr als 24 Millionen Menschen nutzen TikTok jeden Monat in Deutschland. Über den TikTok Shop können Unternehmen ihre eigenen Produkte in Videos bewerben. Es können aber auch Einzelpersonen mithilfe von Affiliate-Links fremde Marken bewerben und daran verdienen. Das Programm ist also ein Umsatztreiber für die App selbst und die Profile.
Transparenzhinweis: Dieser Text ist erstmals am 27. Februar 2025 erschienen. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn erneut.
Lesen Sie auch: Temu, Shein, Action und Co. – die Deutschen lieben die Billigware














