Die zehn Gebote des Executive Search von Dr. Sebastian Tschentscher
Sebastian Tschentscher
- 27.12.2024

Den gesamten Recruiting-Prozess optimieren
Redaktion: Dr. Tschentscher, was hat Sie dazu inspiriert, Ihre Erfahrungen als "Zehn Gebote des Executive Search" zu veröffentlichen?Dr. Sebastian Tschentscher: Aus meiner eigenen täglichen Beratungspraxis entstand die Idee, oft vorkommende Fehler und Missverständnisse im Executive Search aufzugreifen. Viele Unternehmen, mit denen ich arbeite, begegnen ähnlichen Herausforderungen – sei es durch unklare Anforderungsprofile, fehlende Transparenz oder ineffiziente Prozesse. Ich habe bemerkt, dass es einige zentrale Prinzipien gibt, die, wenn sie konsequent angewendet werden, den gesamten Recruiting-Prozess optimieren können. Die "Zehn Gebote" sollen als praktischer Leitfaden dienen, um Führungskräfte nicht nur effizienter zu gewinnen, sondern auch langfristig zu halten. Es geht mir dabei nicht um starre Regeln, sondern um Orientierungshilfen, die Unternehmen flexibel an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können.
Redaktion: Gibt es bestimmte Herausforderungen, die in Ihrer Arbeit immer wieder auftreten?
Dr. Sebastian Tschentscher: Ja, häufig fehlt es an einer klaren Struktur im Recruiting-Prozess. Entscheidungen werden aufgeschoben, Abläufe sind oft nicht festgelegt, und die Kommunikation bleibt unklar. Diese Faktoren führen schnell dazu, dass hoch qualifizierte Kandidaten abspringen oder sich gegen das Unternehmen entscheiden. Ein weiteres wiederkehrendes Problem ist, dass Unternehmen häufig nicht klar definieren, welche Kompetenzen für die gesuchte Position wirklich essenziell sind. Diese Unsicherheiten möchte ich mit den "Zehn Geboten" adressieren, um langfristige Erfolge im Recruiting zu fördern.
"Sei schnell" – die Bedeutung von Geschwindigkeit im Executive Search
Redaktion: Ihr erstes Gebot "Sei schnell" betont die Bedeutung der Geschwindigkeit im Recruiting. Warum ist das ein Schlüsselfaktor?Dr. Sebastian Tschentscher: Geschwindigkeit ist im Recruiting-Prozess entscheidend, insbesondere auf Führungsebene. Der Markt ist hart umkämpft, und gute Kandidaten sind oft nur kurz verfügbar. Wenn Unternehmen in ihren Entscheidungsprozessen und der Kommunikation zu langsam sind, riskieren sie, Kandidaten an die Konkurrenz zu verlieren. Meine Erfahrung zeigt, dass Unternehmen mit einem klaren, schnellen und strukturierten Ablauf eine höhere Erfolgsquote haben und bessere Kandidaten für sich gewinnen können.
Redaktion: Welche Schritte können Unternehmen konkret unternehmen, um den Prozess zu beschleunigen?
Dr. Sebastian Tschentscher: Eine klare Struktur von Anfang an ist hier der Schlüssel. Unternehmen sollten schon zu Beginn des Prozesses festlegen, welche Schritte erforderlich sind und wie viel Zeit jede Phase in Anspruch nehmen darf. Es hilft, sich auf einen zentralen Ansprechpartner für das Recruiting zu konzentrieren und eine präzise Zeitplanung mit den Kandidaten zu kommunizieren. Außerdem sollten Unternehmen bereits vor Beginn des Prozesses klar definieren, welche Entscheidungskriterien tatsächlich ausschlaggebend sind. Dadurch können sie schneller reagieren und den Kandidaten Verlässlichkeit vermitteln, was ein großes Plus auch für das Arbeitgeberimage insgesamt ist.
Redaktion: Wie reagieren Kandidaten auf schnelle Prozesse?
Dr. Sebastian Tschentscher: Die meisten Kandidaten erleben es als sehr positiv, wenn Unternehmen schnelle Entscheidungen treffen und sich verlässlich an ihren Zeitplan halten. Diese Effizienz wird häufig als Zeichen von Professionalität und ernsthaftem Interesse gewertet. Kandidaten fühlen sich wertgeschätzt und gewinnen Vertrauen in das Unternehmen, was oft ausschlaggebend für ihre finale Entscheidung ist. Eine schnelle und klare Kommunikation gibt den Kandidaten das Gefühl, dass sie auf Augenhöhe agieren und motiviert sie, den Prozess aktiv zu verfolgen.
"Wisse, wen du suchst" – Klarheit im Anforderungsprofil
Dr. Sebastian Tschentscher: Ein präzises Anforderungsprofil ist der Grundstein für jede erfolgreiche Suche. Ich erlebe oft, dass Unternehmen zu viele und zu unterschiedliche Qualifikationen und Erfahrungen voraussetzen, die in Summe kaum in einer Person vereint sein können. Das führt dazu, dass zu wenige Kandidaten überhaupt in den Prozess gelangen, so dass die Besetzungswahrscheinlichkeit von vornherein gering ist. Ein realistisches, klar definiertes Profil hilft, den Prozess zu fokussieren und zum Erfolg zu bringen.
Redaktion: Wie können Unternehmen ein realitätsnahes Profil entwickeln?
Dr. Sebastian Tschentscher: Es ist wichtig, vorab zu analysieren, welche Qualifikationen wirklich notwendig sind und welche eher "Nice-to-have" sind. Unternehmen sollten sich fragen, welche Kompetenzen und Eigenschaften den größten Mehrwert für die Position und das Team bieten. Ein Profil muss außerdem immer den aktuellen Marktbedingungen angepasst werden, da bestimmte Fähigkeiten schwer zu finden sind. Wenn ein Anforderungsprofil zu breit oder zu spezifisch gefasst ist, verringert das die Wahrscheinlichkeit, dass der richtige Kandidat oder die richtige Kandidatin gefunden wird.
Redaktion: Welche Vorteile bringt eine realistische Profildefinition den Kandidaten?
Dr. Sebastian Tschentscher: Eine realistische und klar formulierte Erwartungshaltung gibt den Kandidaten von Anfang an ein klares Bild davon, was sie erwartet und was von ihnen erwartet wird. Das erleichtert es den Kandidaten, sich besser mit der Rolle zu identifizieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen. Gerade bei Führungspositionen ist eine starke Identifikation mit den Unternehmenszielen und dem Team entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Zufriedenheit des neuen Mitarbeiters.