Indexfonds Wo ETFs besser abschneiden als aktiv verwaltete Fonds

Börsentafel in Hongkong: In Asien haben aktive Fonds 2021 gut abgeschnitten. Quelle: dpa

Wer mit Aktien in bestimmte Anlageregionen investiert, war im vergangenen Jahr mit ETFs oft besser bedient als mit aktiven Fonds. Vereinzelt konnten Fondsmanager aber punkten.

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Für aktive Fondsmanager war 2021 kein gutes Jahr. In zahlreichen Anlageregionen schafften sie es nicht, die Wertentwicklung passiver Indexfonds (ETFs) zu übertreffen, zeigt eine aktuelle Auswertung von Scope. Die Analysten der Ratingagentur haben für mehrere große Fondsgruppen die sogenannte Outperformance-Ratio ermittelt. Damit bezeichnet man den Anteil aktiver Fonds, die den Vergleichsindex ihrer jeweiligen Gruppe übertreffen konnten. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt: Mit ETFs waren Anleger zuletzt in vielen Fällen deutlich besser bedient.

Im vergangenen Jahr konnten gerade einmal 582 von mehr als 2000 untersuchten Fonds ihren Vergleichsindex schlagen. Das entspricht einer Outperformance-Ratio von rund 29 Prozent. Zum Vergleich: 2020 hatte diese Kennzahl über alle Vergleichsgruppen hinweg noch bei 46 Prozent gelegen. Wenn die Aktienkurse stabil aufwärtsstreben, wie im Jahr 2021, haben Fondsmanager also besonders große Probleme, den breiten Markt zu übertreffen – zumindest in den meisten Anlageregionen.

In der Gruppe „Aktien Welt“ lag die Erfolgsquote aktiver Fondsmanager im vergangenen Jahr besonders niedrig. Gerade einmal 13 Prozent von ihnen konnten die Benchmark, den Weltaktienindex MSCI World, übertreffen. Im Vorjahr, als der Coronacrash die Aktienkurse abstürzen ließ und das Risikomanagement aktiver Fondsverwalter auf die Probe stellte, waren es fast 45 Prozent. Vergleichsweise erfolglos waren auch die Manager der Kategorie „Aktien Nordamerika“. Nur 29,4 Prozent von ihnen gelang es, den MSCI USA zu schlagen. Im Vorjahr waren es immerhin fast 34 Prozent.

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Asien-ETFs leiden unter China

Auf dem riesigen, wie geschmiert laufenden US-Aktienmarkt ist es für Fondsmanager schwierig, Ineffizienzen aufzuspüren mehr Rendite als der Markt herauszuholen. Im Weltaktienindex haben die USA mit Abstand das höchste Gewicht, sodass aktive Manager auch hier Mühe haben, besser abzuschneiden als ETFs, die ja lediglich einen Index nachbauen. Anders sieht es dagegen in kleineren und schwerer zugänglichen Märkten aus.

Dank des ETF-Booms sind Indexanbieter wichtig wie nie. Trotzdem bleiben sie im Dunkeln. Anleger sollten hinschauen: Nur wer Schwächen der Indizes kennt, kann reagieren – und etwa das Crashrisiko im Depot verringern.
von Julia Groth

Bei Aktienanlagen in der Asien-Pazifik-Region (ohne Japan) fuhren Anlegerinnen und Anleger zuletzt mit aktiven Fonds in vielen Fällen besser als mit ETFs. Rund 62 Prozent der Portfoliomanager gelang es, den Vergleichsindex zu schlagen. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Outperformance-Ratio von Fonds in dieser Kategorie stetig verbessert. 2021 war das gute Ergebnis vor allem darauf zurückzuführen, dass chinesische Aktien in einigen aktiv verwalteten Asien-Pazifik-Portfolios ein niedrigeres Gewicht haben als im Index. Die Kurse vieler China-Titel waren im vergangenen Jahr unter Druck geraten, das belastete den Index MSCI Asia Pacific ex Japan.

Auch auf dem deutschen Aktienmarkt waren aktive Manager 2021 einigermaßen erfolgreich. Immerhin 55 Prozent von ihnen gelang es, den Vergleichsindex MSCI Germany zu übertreffen. Das war vor allem darauf zurückzuführen, dass einige Manager im zweiten Halbjahr in ihren Portfolios Aktien aus dem Industriesektor ein höheres Gewicht beimaßen, als die Aktien im Index einnehmen. Der Industriesektor, der zuvor noch als Coronaverlierer gegolten hatte, konnte sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen.

Nebenwerte nützen Deutschlandfonds

In früheren Jahren lag die Outperformance-Ratio bei Deutschland-Aktienfonds oft hoch, weil viele aktive Manager ihren Portfolios Nebenwerte beimischen, erklärt Scope-Analyst Florian Koch. In den Deutschland-Indizes, die klassischerweise als Benchmarks verwendet werden, sind Aktien kleiner oder mittelgroßer Unternehmen wenig bis gar nicht vertreten. Das sollten Anleger bedenken, wenn sie per ETF in deutsche Aktien investieren wollen. Nur wenige investierbare Deutschland-Indizes enthalten auch Nebenwerte, etwa der FTSE Germany All Cap Index.

Die Scope-Studie zeigt einmal mehr: Außer bei Investments in eher kleine, spezielle Anlageregionen bieten ETFs bessere Renditechancen als aktive Fonds. Kein Wunder, dass sie sich weiterhin wachsender Beliebtheit erfreuen. Ende 2021 hatten deutsche Privatanleger fast 150 Milliarden Euro in Indexfonds investiert, zeigt eine Untersuchung der ING Deutschland in Kooperation mit Barkow Consulting. Das waren 50 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Der weitaus größte Teil des Geldes (93 Prozent) steckt in Aktien-ETFs.



Die Coronapandemie habe „wie ein Turbo“ für den deutschen ETF-Markt gewirkt, sagt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland. Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 seien die Suchanfragen im Internet nach „ETF“ sprunghaft gestiegen. Ende vergangenen Jahres wurde dieses Schlagwort elfmal häufiger in Suchmaschinen eingegeben als „Tagesgeld“. Für die Vermögensbildung der Deutschen ist das eine gute Nachricht.

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