Mehr Erfolg mit Englisch
Quelle: imago images

Was wir vom 70. Thronjubiläum der Queen für unser Englisch lernen können

Fehlt in „God save the Queen“ ein „s“? Wie übersetzt man „Commonwealth“ ins Deutsche? Wann darf man die Jubilarin wie einen Schinken ansprechen? Höchste Zeit für einen Englischkurs mit der Königin!

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Als Kolumnist für englischsprachige Missverständnisse – und ihre Vermeidung–, kann ich mir kaum etwas Schöneres vorstellen als eine Englischstunde aus aktuellem Anlass. Das umso mehr, wenn es sich um ein stattliches Jubiläum im Commonwealth of Nations handelt – jener Staatenclub, der als Erbengemeinschaft des British Empire gilt. Am Rande sei bemerkt, dass Commonwealth ein dermaßen großes Wort ist – auf Englisch: a mouthful –, dass man es nicht ins Deutsche übersetzen kann.

Die Rede ist selbstverständlich von Königin Elizabeth II, die seit ungefähr 70 Jahren das gekrönte Oberhaupt des Commonwealth ist. Warum ich „ungefähr“ schreibe? Weil es schon alleine beim Jubiläum leicht zu Missverständnissen kommen kann. Schließlich lagen zwischen der „Thronbesteigung“ – Englisch: accession – und der „Krönung“ – coronation – 14 Monate! Der erste Termin fiel mehr oder weniger automatisch auf den 6. Februar 1952: der Todestag von Vater George VI – Sie wissen ja: The King is dead, long live the Queen! Mit dem zweiten Termin ließ man sich Zeit und legte ihn auf den 2. Juni 1953, mitten in die Erdbeerbowlensaison – Achtung! „Bowle“ ist ein Pseudoanglizismus. Man sagt strawberry punch.

Schon der Name Elizabeth ist Anlass für eine kleine Lektion, da wir ihn hierzulande mit „s“ schreiben. Während sich die Untertanen fragen mögen, wen die Deutschen mit „Elisabeth“ meinen, muss ich an eine Mitschülerin denken, die so hieß. Sie erzählte mir, dass es ihren Eltern in den Siebzigerjahren nicht gelungen war, das Standesamt von der englischen Schreibweise mit „z“ zu überzeugen – deutsche Mädchen durften damals einfach nicht „Elizabeth“ heißen!

Die zweite Besonderheit im Namen von Elizabeth II ist so winzig, dass man sie sehr leicht übersieht. Die englische Schreibweise kennt den kleinen Punkt nicht, den wir gewöhnlich hinter die römischen Zahlen Gekrönter setzen, etwa „Elisabeth II.“, „George VI.“.

Ganz generell sprechen die Untertanen sowieso lieber von „Her Majesty The Queen“ – so steht es auch im Protokoll. Sollte es gar zum direkten Gespräch mit ihrer Majestät kommen, sagt man zunächst Your Majesty und danach Ma'am. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Anrede Ma'am dann perfekt ist, wenn sie sich auf ham reimt – Sie lesen richtig: ham wie „Schinken“.

Dass es in Schottland eine starke Abneigung gegen den Namen Elizabeth II gibt, liegt übrigens daran, dass sie dort nie „die Zweite“, sondern stets „die Erste“ war. Denn Elizabeth I regierte im 16. Jahrhundert lediglich über England. Zum gemeinsamen Königreich kam es erst 1707, als der „Union Act“ die größte Insel Europas politisch vereinte. Seither werden England, Wales und Schottland „Großbritannien“ genannt – Great Britain.

Wer nun an Boris Johnsons Kampagne vom Global Britain denken muss, stößt auf ein typisch englisches Wortspiel – a pun – sowie den toternsten Versuch, das komplizierte Management von Elizabeths Königreich schönzureden. Was wir heutzutage United Kingdom oder kurz U.K. nennen, umfasst nämlich weder alle 54 Mitgliedsstaaten des Commonwealth noch die sogenannten Kronbesitzungen – the Crown Dependencies – vor den Küsten des Königreichs. Gemeint ist mit U.K. lediglich der Verbund von Großbritannien mit der Insel Irland, die 1801 beitrat, und deren Süden als Republik Irland 1921 wieder austrat, so dass The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland übrigblieb. Gut möglich, dass das britische Schrumpfreich im 21. Jahrhundert weiter schrumpft.

In der großen weiten Welt des Commonwealth darf sich Elizabeth unterdessen noch in 15 Staaten „Königin“ und „Staatsoberhaupt“ nennen – wenn auch praktisch ohne Macht. Es ist nicht bekannt, ob es sie wurmt, dass es vor 70 Jahren 17 Staaten mehr waren. Sie sind inzwischen zu Republiken geworden, wie im November 2021 der Inselstaat Barbados – gesprochen [bahbäidoss].

In ihren Kronbesitzungen im Ärmelkanal und in der irischen See, wo Elizabeth tatsächlich noch ein bisschen direkten Einfluss und feudale Macht besitzt, wird sie wiederum nicht als „Königin“ bezeichnet:
• Auf den Inseln Guernsey, Jersey oder (meiner Lieblingsinsel) Sark ist sie The Duke of Normandy.
• Auf der Isle of Man ist sie The Lord of Mann.

Trotz all diesen komplizierten Umständen lassen sich Untertanen und Fans – zu denen ich mich auch zähle – nicht davon abhalten, die eine englische Hymne zu singen, die der „Königin“ huldigt. In Deutschland wird sie gelegentlich als „God shave the Queen“ verballhornt – vermutlich, weil wir das für englischen Humor halten.

God save the Queen führt mich zum Höhepunkt dieser Englischstunde. Zum einen, weil sie mit God und Queen gleich zwei der wenigen englischen Hauptwörter enthält, die groß geschrieben werden. Ich finde es philosophisch bemerkenswert, dass das „Ich“, also I auch dazu gehört.

Außerdem kann ich endlich zwei sprachliche Fragen klären, die mir immer wieder gestellt werden und deren Antworten uns sogar für den englischsprachigen Büroalltag weiterhelfen können:

1. Fehlt in God save the Queen nicht ein „s“, weil es eigentlich „God saves the Queen“ heißen müsste?
2. Fehlt in God save the Queen nicht ein Ausrufezeichen, weil es ein Befehl an Gott ist, die Queen zu beschützen?

In beiden Fällen lautet die Antwort ohne ein s, aber mit einem Ausrufezeichen: No!

Nicht einmal ein tolldreister Mensch wie Boris Johnson – den ich selbst als Lord of the Lies bezeichnet habe – würde wohl Gott öffentlich erklären, was er zu tun hat oder ihm gar einen Befehl erteilen.

Tatsächlich ist der erste Satz der englischen Nationalhymne Ausdruck für den Wunsch, dass Gott die Königin „behüte“ oder „behüten möge“. Während wir im Deutschen für diese Aussage das Verb in den sogenannten Konjunktiv I (ohne Punkt!) stellen oder durch „mögen“ im Konjunktiv I ergänzen, bietet das Englische – ähnlich den romanischen Sprachen Spanisch oder Französisch – dafür eine eigene Form: den „Subjunktiv“ – the subjunctive mood.

Der Subjunktiv reiht sich als dritter grammatikalischer Modus neben den Imperativ – imperative mood: God save the Queen! – und den Indikativ – indicative mood: God saves the Queen. Auch der Satz Long live the Queen ist ein Subjunktiv: Lang möge sie leben!

Der Subjunktiv kleidet Wünsche, Forderungen, Empfehlungen, Entschlüsse oder Gedanken in Worte, die mehr in der Vorstellung existieren als in der Realität und die eine indirekte Darstellung verlangen – sei es aus Ehrfurcht vor Gott oder aus Respekt vor einer Person.

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In der Gegenwartsform wird der Subjunktiv immer aus dem Infinitiv eines Verbs gebildet.
Verwendet wird er in förmlichen und offiziellen Situationen, aus höflichen und untergeordneten Positionen heraus oder mit poetischer und literarischer Absicht:
I ask that he stop/cease behaving like this – Ich bitte darum, dass er aufhöre/aufhören möge, sich so zu benehmen.
We demand that he do something to make up for this – wir verlangen, dass er etwas tue/tun möge, um es wiedergutzumachen.
The doctor suggested I sleep more – der Doktor schlägt vor, dass ich mehr schlafe/schlafen möge.
We‘ll arrive before night come – wir werden ankommen, bevor die Nacht anbreche/anbrechen möge.

Im schnöden Büroalltag kann man zum Beispiel die folgenden Sätze hören oder lesen:
Is it really necessary that she work all hours – es ist wirklich notwendig, dass sie den ganzen Tag arbeitet?
I recommend that he stay at home and work from there – ich empfehle ihm, zu Hause zu bleiben und von dort zu arbeiten.
I request that everyone return to the office by the end of the month – ich verlange, dass jeder bis Ende des Monats wieder ins Büro zurückkehre/zurückkehren möge.
Our boss is asking that Peter have his columns finished earlier – unser Boss bittet darum, dass Peter seine Kolumne früher beende/beenden möge.

Auch in der Vergangenheitsform ist der englische Subjunktiv geläufig:
I wish Peter were here to help us – ich wünschte, Peter wäre hier, um zu helfen.

Wir kennen diese Form auch aus Liedern wie „If I were a carpenter“ von Johnny und June Carter Cash oder „If I were a boy“ von Beyoncé.

Damit sei für heute alles gesagt!
Möge Ihnen diese königliche Englischstunde mehr Erfolg mit Ihrem Englisch bescheren!

Unser Kolumnist ist Autor des Bestsellers „Hello in the Round! Der Trouble mit unserem Englisch und wie man ihn shootet“. Das Buch ist bei C.H. Beck erschienen.

Mehr zum Thema: So werden Sie auch auf Englisch souverän

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