Start-up Valueworks Business Intelligence statt Bauchgefühl

Das Team von Valueworks Quelle: PR

Ein ehemaliger SAP-Manager baut an einem Programm, das Führungskräften einen Überblick über alle wichtigen Unternehmenskennziffern ermöglicht. Sorgt ein besserer Einblick in die Daten auch für bessere Entscheidungen?

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Die Umsätze wachsen, meldet das Controlling. Die Aufträge rauschen herein, verspricht die Vertriebschefin. Und für die neue Stelle gibt es ausreichend Bewerber, versichert der Personaler. Wichtige Informationen, die Führungskräfte täglich von vielen Stellen erhalten - und dann verarbeiten müssen. Doch die tatsächlichen Daten dahinter kennen sie oft nicht, sagt Wolfgang Faisst: „Die meisten Manager nutzen selbst keine Software außer Excel oder Powerpoint, weil alle anderen Programme viel zu sehr auf Sachbearbeiter aus den Fachabteilungen fokussiert sind.“

Mit dem 2020 gegründeten Start-up Valueworks wollen Faisst und sein Mitgründer Sebastian Walther das ändern. Sie bauen eine Art Armaturenbrett für die Führungsetage von Firmen: Auf einem Bildschirm laufen die wichtigsten Informationen aus allen Fachbereichen zusammen – und lassen sich mit den aktuellen Zielen abgleichen. Die Grundlage dafür liefern Schnittstellen, die das Programm mit anderer Unternehmenssoftware verbinden. Aus Anwendungen wie der HR-Software Personio, der Rechnungswesenwelt von Datev oder Kundendatenplattformen wie Hubspot oder Salesforce wird den Führungskräften ein Kondensat angezeigt: „So hat das Management immer Leitplanken, um die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt Faisst. 

Checklisten für die Chefetage

Mit ihrem Start-up wollen Faisst und Walther jedoch nicht nur die Übersicht verbessern – sondern den Chefs auch Checklisten an die Hand geben. Falls vom Kunden gewünscht, zeigt das Armaturenbrett auch Vergleichswerte. Die stammen aus Branchendaten oder anonymisiert von Valueworks-Nutzern mit ähnlichem Profil: Wie hoch ist die Weiterempfehlungsrate bei vergleichbaren Unternehmen? Wie viel Geld geben sie im Durchschnitt aus, um einen Kunden für sich zu gewinnen? Nach und nach soll die Software auch Vorschläge für die nächsten Schritte liefern. „Das Programm kann auch Empfehlungen aussprechen“, sagt Faisst. Mit dabei ist auch ein sogenanntes OKR-System, das die Handlungsempfehlungen in Ziele und Aufgabenpakete zerlegen soll. Insgesamt solle so ein „intelligenter und digitaler Unternehmensberater“ entstehen.

An der Schnittstelle von Unternehmenssoftware und Strategieempfehlung arbeiten die beiden Gründer seit vielen Jahren. Faisst war zuerst bei der Unternehmensberatung Bain unterwegs und dann bis zum Start von Valueworks im Jahr 2020 fast 15 Jahre für SAP tätig, zuletzt kümmerte er sich um Strategiefragen rund um Hana, das jüngste Flaggschiffprodukt des Konzerns. Mitgründer Walther verbrachte zuvor fünf Jahre als Associate Partner bei McKinsey.

Mitte Dezember verkündete Valueworks den Abschluss seiner ersten Finanzierungsrunde über 700.000 Euro. Mit eingestiegen ist dabei der Unternehmer und private Investor Heinz Raufer, der unter anderem zu den frühen Geldgebern von Flixbus gehörte. Er sieht großes Potenzial in der „Software-Lösung für die Geschäftsführung, weil sie das Management von Unternehmen erheblich professionalisiert“.

Suche nach der lukrativen Nische

Die Herausforderung für das Start-up: Die Software richtet sich grundsätzlich an alle Branchen. Faisst spricht von Unternehmen zwischen 20 und 3000 Mitarbeitern, deren Führungskräften das Programm helfen könne – mit einer ähnlich breit angelegten Zielgruppe wächst die Personalwirtschaftssoftware Personio gerade rasant. Um sich jedoch zum Start nicht zu verzetteln, haben sich Faisst und sein Team 14 Segmente zurechtgelegt, die nach und nach bearbeitet werden sollen. Zu den ersten gehören wiederum andere Tech-Start-ups, Referenzkunden sind etwa das Münchener Fintech Finway oder die Fußball-Trainings-App B42. Die Kalkulation: Junge Unternehmerinnen und Unternehmer stürzen sich mit viel Elan in den Aufbau einer Firma – aber können unterwegs das große Ganze schon mal aus dem Auge verlieren. „Viele Gründer beschäftigen sich hauptsächlich mit ihrem Produkt. Das ist zu vergleichen mit dem Flug auf Sicht ohne Instrumenten-Cockpit“, sagt Faisst. Speziell für das Start-up-Segment ist auch eine Kategorie in der Software gedacht, die alle wichtigen Daten für potenzielle Investoren aufbereitet.

Valueworks mit knapp 20 Mitarbeitern und Hauptsitz in Karlsruhe nennt seine Software selbst ein „Executive Management System“. Die Namensgebung soll helfen, eine kleine, aber lukrative Nische im großen Markt der Business-Intelligence-Programme zu etablieren und möglichst rasch zu besetzen. Die Herausforderung, vor der auch zahlreiche andere innovative Software-Start-ups stehen: Valueworks muss zu Beginn viel Aufklärungsarbeit leisten, um die Zielgruppe davon zu überzeugen, dass wirklich eine neue Art von Programmen nötig ist.

Keine einfache Aufgabe. Denn viele der Systeme, zu denen das Start-up Schnittstellen liefert, werben selbst damit, einen intuitiven Blick auf die wichtigsten Daten zu präsentieren. Der Trend zu einer sinnvollen und attraktiven Aufbereitung von Informationen ist ungebrochen. Der Anspruch vieler Anbieter: Je mehr Mitarbeiter außerhalb der IT-Abteilung mit einem Programm arbeiten, desto einfacher muss die Bedienung sein. Valueworks-Gründer Faisst sieht trotzdem noch ausreichend Raum, um die Datenlage für das Führungspersonal zu verbessern. Selbst bei kleineren Unternehmen seien schnell mehr als zehn verschiedenen Programme im Einsatz – der Überblick gehe so verloren: „Wenn sich die Experten in die Einzelsysteme eingraben, hat die Etage obendrüber keinen Plan mehr, was wirklich passiert.“

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