Der Wert der Republik

Über kaum einen Bereich der Wirtschaft scheint es auf den ersten Blick so viele Daten zu geben wie über den Immobilienmarkt. In Rankings aller Art werden Preise verglichen. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ein Politiker die Steigerung der Mietpreise in dieser oder jener Stadt beklagt. Das ist verständlich, sind Investitionen in Häuser und Wohnungen doch so beliebt wie seit Jahrzehnten nicht. Es ist eine Zeit, in der die Wirtschaft wächst und Gehälter steigen. Und die niedrigen Zinsen der Notenbanken fast alle anderen Investments unattraktiv machen. Die Datenfülle aber ist eine Illusion: Was Immobilien tatsächlich kosten, erfahren oft nur Käufer und Verkäufer – und ihre Notare.

Zusammen mit dem Geodaten-Unternehmen On-Geo hat die WirtschaftsWoche nun auf der Basis realer Grundstückstransaktionen errechnet, wie viel der Boden der Republik wert ist. Das Münchner Unternehmen greift dabei auf einen besonderen Datenschatz zu: die Bodenrichtwerte der Gemeinden. Zwar haben auch die Gutachter-Daten Schwächen – vor allem den zeitlichen Verzug zwischen Erhebung und Veröffentlichung. Dem gegenüber steht der einzigartige Wert der Informationen: Sie basieren auf realen Transaktionen, nicht auf Schätzungen oder Einstiegsgeboten aus Verkaufsportalen.

Sie geben beispielsweise darüber Aufschluss, wie viel die deutschen Äcker wert sind und wie viel die deutschen Wälder. Beide machen zusammen zwar 81 Prozent zu Fläche aus, aber nur acht Prozent des Bodenwertes der Republik. Zudem verraten die Daten, was der Grund und Boden der deutschen Bundesländer kostet. Die Zahlen sind durchaus brisant. Zeigen sie doch, in welchen Ländern die Wirtschaft abgehängt ist und wo sie prosperiert. 

Die Werte aller Bundesländer zusammen ergeben die beeindruckende Zahl von 5,5 Billionen Euro – den Wert unserer Republik. Die entgegengesetzte Perspektive, der Blick ins Detail, offenbart wiederum die finanzielle Spaltung Deutschlands in Form von Immobilienpreisen. Denn ähnlich enorm wie das West-Ost-Gefälle bei den Ländern ist das Gefälle zwischen Metropolen und Provinzstädten. So ist der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Berlin rund 20 Mal so hoch wie der in Magdeburg.